28. November, 2024

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Kaffeepreise auf der Überholspur: Was deutsche Verbraucher erwartet

Kaffeepreise auf der Überholspur: Was deutsche Verbraucher erwartet

Im kommenden Jahr müssen sich deutsche Kaffeeliebhaber auf höhere Preise einstellen, da die Kosten für den beliebten Muntermacher voraussichtlich stark ansteigen werden. Experten der Rabobank prognostizieren, dass besonders Großpackungen im unteren Preissegment von einem Preisschub von mindestens 30 Prozent betroffen sein werden. Demgegenüber scheinen kleinere Packungen sowie bekannte Marken und Kapseln vergleichsweise weniger dramatische Preissteigerungen zu erfahren.

An der New Yorker Rohstoffbörse ICE kletterte der Handelswert für Arabica-Bohnen diese Woche auf ein Rekordniveau von über 320 US-Cent pro US-Pfund. Damit erleben die Rohkaffeepreise ihren höchsten Stand seit 1977, wobei die Inflation unberücksichtigt bleibt. Allein dieses Jahr verzeichnete man einen bemerkenswerten Anstieg von 70 Prozent. Verbraucher in Deutschland werden dies jedoch erst in den kommenden sechs bis neun Monaten zu spüren bekommen.

Der Rohstoffpreis ist für den weltweiten Kaffeehandel ein wesentlicher Indikator, obwohl nur ein Bruchteil des globalen Angebots direkt an den Börsen gehandelt wird. Terminkontrakte dienen Produzenten und Verarbeitern überwiegend zur Absicherung gegen Preisänderungen.

„Wir müssen handeln“: Preiserhöhungen unumgänglich

Tchibo, der Marktführer in der Röstkaffeebranche, signalisiert ebenso, dass Preisanhebungen unausweichlich seien. Ein Unternehmenssprecher betont, dass die Kaffeelager leer seien und der Preisdruck nicht kurzfristig nachlassen werde. Bereits im April hatte Tchibo Preisanpassungen angekündigt. Ursache dieser Preisbewegungen sind die rückläufigen Produktionsaussichten im Hauptanbauland Brasilien, das unter einer starken Trockenheit leidet. Hinzu kommen der weltweit wachsende Kaffeekonsum und verlängerte Transportzeiten.

Der Experte Carlos Mera äußert indes die Erwartung, dass sich die angespannten Marktbedingungen bis Anfang 2025 wieder etwas entspannen könnten. Unterdessen äußerten sich weder der Deutsche Kaffeeverband noch die Röstunternehmer Melitta und Dallmayr zu den Entwicklungen.

Kaffeetrinker in Deutschland sind bereits seit Jahren steigenden Kosten ausgesetzt. Zwischen 2020 und 2023 erhöhten sich die Preise für Pads und Kapseln um 25 Prozent, während Bohnenkaffee um 20 Prozent teurer wurde. Experten prognostizieren langfristige Herausforderungen durch den Klimawandel, der die Anbauflächen für die Arabica-Bohnen bis 2050 drastisch reduzieren könnte. Von den weltweiten Kaffeeproduktionen entfallen nahezu 99 Prozent auf die Sorten Arabica und Robusta. Bemerkenswert ist, dass etwa 60 Prozent des in Deutschland konsumierten Kaffees aus Brasilien und Vietnam importiert werden. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 164 Litern pro Jahr pflegen die Deutschen ihre Kaffeetradition auf bemerkenswerte Weise.