Der erfahrene nepalesische Kommunist K.P. Sharma Oli hat in seiner vierten Amtszeit als Premierminister ambitionierte Pläne, die bereits bestehenden Infrastrukturprojekte mit China neu zu beleben. Mit seinem aktuellen Besuch in China setzt Oli ein klares Zeichen der Annäherung an den Norden, entgegen der traditionell engen Bindungen Kathmandus zu Indien.
Während seines Aufenthalts wird Oli hochrangige Gespräche mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Premier Li Qiang führen. Bereits 2017 hatte Nepal die Teilnahme an Chinas "Belt and Road"-Initiative besiegelt, doch die konkret angedachten Projekte lassen bislang auf sich warten. Zwar dominiert Indien zwei Drittel des nepalesischen Handels, dennoch ist China ein gewichtiger Gläubiger. So schuldet Nepal der Volksrepublik laut Weltbank mittlerweile über 310 Millionen US-Dollar.
Ein bedeutsamer Schritt zur Diversifizierung war Olis Erdölabkommen mit China im Jahr 2016. Vorangegangen war ein Öl-Blockade Indiens, die Nepals Energieversorgung empfindlich traf. Dadurch öffnete sich eine strategische Achse nach Beijing, was durch den zweitgrößten Flughafen Nepals in Pokhara, finanziert mit einem chinesischen Kredit, unterstrichen wird.
Jedoch sind infrastrukturelle Herausforderungen und die Sorge um nachhaltige Verschuldung auf politischer Ebene präsent. Innerparteiliche Debatten, unter anderem in Olis Kommunistischer Partei Nepals (Vereinigte Marxisten-Leninisten), heizen die Diskussion um den zukünftigen Kurs und die Bedingungen für "Belt and Road"-Projekte zusätzlich an. Die Schuldenproblematik Sri Lankas mahnt dabei zur Vorsicht.