Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer äußerte in Berlin bei der Vorstellung seines neuen Buches 'Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung' deutliche Kritik an der gegenwärtigen politischen Lage. Aus seiner Sicht sei der US-Präsident Donald Trump langfristig zum Scheitern verurteilt. Es stelle sich jedoch die Frage, welchen Schaden er in der Zwischenzeit anrichten könne. Führende Persönlichkeiten allein könnten, so Fischer, nicht das Schicksal der Welt bestimmen, und mit der Existenz fast 200 Staaten weltweit sei das Potenzial für durch Trumps Kurs verursachtes Chaos durchaus gegeben.
In seiner Rede unterstrich Fischer die Notwendigkeit für Europa, sich aufzurüsten und über einen erweiterten Nuklearschirm mit Frankreich sowie ähnliche Abkommen mit Großbritannien nachzudenken. Europäische Diplomatie müsse durch militärische Stärke untermauert werden, besonders im Hinblick auf Verhandlungen mit Russland, wo man laut Fischer nur die USA als ernsthaften Gesprächspartner akzeptiere. Zudem hob er die Bedeutung der amerikanischen Militärmacht für die NATO hervor, ohne die die Allianz seiner Meinung nach handlungsunfähig sei.
Der Grüne, der in der Schröder-Ära als Außenminister tätig war, hielt ein klares Plädoyer für das Finanzpaket zu Verteidigung und Infrastruktur, das derzeit zwischen CDU, CSU, SPD und den Grünen verhandelt wird. Europa hoffe auf diesen Durchbruch. Fischer kritisierte die Union scharf für ihre bisherige Behandlung der Grünen in diesen Gesprächen, doch drängte er auf eine baldige Einigung. 'Es geht um viel', betonte er mit Nachdruck.