In Großbritannien droht der Gesundheitsriese Johnson & Johnson mit einer Sammelklage konfrontiert zu werden. Der Hintergrund: Angeblich krebserregende Bestandteile in seinen Talkumprodukten. Die bekannte Anwaltskanzlei KP Law hat ein entsprechendes Vorverfahren eingeleitet. Diese Klage könnte die erste ihrer Art im Vereinigten Königreich sein. Die Angelegenheit betrifft insbesondere Frauen, die nach der Anwendung von J&J-Talkumprodukten an Krebs erkrankten, sowie die Familien verstorbener Betroffener. Tom Longstaff von KP Law berichtet, dass bereits 4.000 potenzielle Kläger den Kontakt gesucht haben, von denen etwa 2.000 aktiv vertreten werden. Besonders betroffen sind Frauen, jedoch sind auch Klagen von Männern wegen Mesotheliom und Bauchfellkrebs möglich. Johnson & Johnson weist die Vorwürfe weiterhin vehement zurück. Erik Haas, der weltweit für die Rechtsstreitigkeiten des Unternehmens zuständig ist, verweist auf unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen, die keine Assoziation zwischen Talkum und Krebs, etwa Eierstockkrebs oder Mesotheliom, bestätigen. Auch in den USA gab es bislang vor allem Urteile zugunsten des Unternehmens. Das Unternehmen hat bereits 12 Milliarden Dollar zurückgestellt, um Zehntausende von Klagen in den USA beizulegen, und nutzte die Möglichkeit, durch sogenannte Chapter-11-Verfahren Klagen über ein Tochterunternehmen abzuwickeln. Die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation stufte Talkumpuder kürzlich als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Eine Expertenkommission hatte festgestellt, dass Talkum wesentliche Merkmale von Karzinogenen aufweist.