Jensen Huang trifft US-Präsident Donald Trump
Das Treffen zwischen Jensen Huang und Donald Trump rückt geopolitische Unsicherheiten in den Fokus – neue Exportregeln könnten Nvidias China-Geschäft empfindlich treffen.

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Jensen Huang trifft US-Präsident Donald Trump

Kurz vor dem Wochenende trifft sich Nvidia-Chef Jensen Huang mit US-Präsident Donald Trump. Das Gespräch könnte für die Halbleiterbranche mehr bedeuten als nur politische Symbolik – vor allem im Handelskonflikt mit China.

Die Nervosität ist greifbar: Nvidia verliert im späten Donnerstagshandel über vier Prozent, Anleger flüchten aus der Aktie – ausgerechnet an dem Tag, an dem Jensen Huang im Weißen Haus auf Donald Trump trifft.

Dass die Begegnung brisant ist, liegt weniger am Medientermin als am politischen Kontext: Chinas KI-Start-up DeepSeek steht unter Verdacht, trotz US-Sanktionen Hochleistungs-Chips aus dem Hause Nvidia bezogen zu haben – über Umwege via Singapur. Und nun könnten weitere Exportbeschränkungen folgen.

Ein Präsident, ein CEO – und eine Branche unter Strom

Es ist ein Treffen mit Symbolkraft: Der führende Kopf hinter der global dominierenden Chip-Schmiede Nvidia sitzt mit dem Mann zusammen, der im Alleingang Handelsregeln neu schreiben könnte.

Im Raum: neue Zölle auf Hochleistungshalbleiter, schärfere Exportrestriktionen für KI-Technologien, steuerliche Anreize für „freundliche“ Halbleiterstandorte – und die Frage, ob Nvidia künftig mitspielen darf oder ausgebremst wird.

Die politische Gemengelage ist heikel. Während Nvidia im globalen Geschäft auf asiatische Kunden setzt, verfolgt Trump – auch im Wahljahr – eine klare America-First-Linie. Laut Insidern geht es im Gespräch um KI-Standards, Technologiekontrolle und Subventionspolitik.

Ein offizielles Statement? Fehlanzeige. Doch die Märkte hören ohnehin zwischen den Zeilen.

Nvidia verliert am Donnerstag mehr als vier Prozent – der Kurs nähert sich der 200-Tage-Linie. Der Markt preist politische Eingriffe inzwischen deutlicher ein als Produktstärke.

Der DeepSeek-Fall: Zündstoff für Exportkontrollen

Der Auslöser für die neue Nervosität ist ein brisanter Fall: Das chinesische Start-up DeepSeek soll über Strohmänner in Singapur verbotene Nvidia-Hardware bezogen haben.

Die US-Exportbehörde ermittelt, und der designierte Handelsminister Howard Lutnick kündigte eine „sehr starke“ Reaktion an. Der Verdacht allein reicht, um die Nervosität im Markt zu befeuern – zumal DeepSeek nicht der erste Fall ist. Schon früher gab es Umgehungsvorwürfe über die Vereinigten Arabischen Emirate.

Für Nvidia bedeutet das: höhere regulatorische Risiken und die Gefahr, dass die wichtigste Wachstumsquelle – KI-Prozessoren für China – weiter austrocknet.

Denn trotz bestehender Restriktionen verkauft das Unternehmen nach wie vor abgespeckte Versionen seiner Chips an chinesische Kunden. Sollte Trump neue Regeln erlassen oder bestehende Lücken schließen, steht ein milliardenschwerer Umsatzblock auf dem Spiel.

Kurs unter Druck – Charttechnik im Fokus

Der Markt hat bereits reagiert: Die Nvidia-Aktie rutschte im US-Handel unter 120 Dollar und näherte sich gefährlich der 200-Tage-Linie – ein charttechnisch bedeutender Unterstützungsbereich.

Noch schlimmer: Die Tiefststände vom Wochenbeginn liegen bei 116,25 und 116,70 US-Dollar. Viele kurzfristige Trader haben ihre Stop-Loss-Marken knapp darunter gelegt. Ein weiterer Rücksetzer nach einem negativen Signal aus dem Weißen Haus könnte eine Kettenreaktion auslösen.

Der aktuelle Kursrutsch hat viele Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt. Denn Nvidia hatte in den Vortagen noch eine technische Gegenbewegung gezeigt. Doch der Erholungsversuch blieb blass – ein Zeichen dafür, dass institutionelle Investoren abwarten, wie sich die politische Lage entwickelt.


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Langfristiger Rückenwind bleibt – aber mit Fragezeichen

Fundamental ist Nvidia weiterhin ein Ausnahmewert: Die Kalifornier liefern den Takt für die KI-Revolution, dominieren mit ihrer CUDA-Plattform die Entwicklerwelt, bauen mit Grace-Hopper eine eigene Serverarchitektur auf und arbeiten längst an einer neuen Chipgeneration, die deutlich effizienter und flexibler sein soll.

Analysten trauen dem Unternehmen mittelfristig weiteres Wachstum zu – allerdings unter der Voraussetzung, dass geopolitische Eingriffe die Dynamik nicht abwürgen.

Zwischen Technologie und Geopolitik – Nvidia als Testfall

Das Treffen zwischen Huang und Trump markiert deshalb mehr als nur ein nettes Fotomotiv zum Wochenausklang. Es steht für den schmalen Grat, auf dem Tech-Konzerne heute balancieren müssen: Zwischen Innovationsdruck, Marktexpansion – und einer politischen Großwetterlage, in der wirtschaftliche Interessen zunehmend durch nationale Sicherheitsbedenken ersetzt werden.

Für Nvidia wird das Timing zur Herausforderung. Die nächste Berichtssaison naht, die Handelskonflikte eskalieren, und mit Donald Trump sitzt einer im Weißen Haus, der das Thema Technologie lieber mit Zöllen als mit Diplomatie verhandelt.

Wer also glaubt, die Richtung der Nvidia-Aktie werde allein durch Bilanzen oder Produktzyklen bestimmt, dürfte enttäuscht werden. Es ist längst ein geopolitisches Asset geworden – und eines der sensibelsten seiner Art.