Jay Powell, der Chef der Federal Reserve, zeigt sich unbeeindruckt von der bevorstehenden Rückkehr Donald Trumps ins Präsidentenamt. Trotz der wiederholten Angriffe des designierten Präsidenten auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank sieht Powell diese durch das geltende Recht ausreichend geschützt. Dies bekräftigte er auf einer Konferenz, die von der New York Times ausgerichtet wurde.
Powell betonte, dass die Aufgaben der Fed, nämlich die Förderung maximaler Beschäftigung und Preisstabilität, parteiübergreifende Unterstützung im Kongress genießen. Gleichzeitig macht er deutlich, dass sich die Zentralbank von politischen Einmischungen fernhalten müsse, um ihre Ziele zugunsten aller Amerikaner zu erreichen.
In knapp einem Monat übernimmt Trump erneut das Amt im Weißen Haus. Auf dem Wahlkampfweg plädierte er dafür, dem Präsidenten mehr Einfluss auf die Geldpolitik zu geben. Powell jedoch bleibt gefasst und erwartet eine produktive Zusammenarbeit mit der neuen Administration, zu der auch der von Trump nominierte künftige Finanzminister Scott Bessent gehört.
Bessent, ein Hedgefonds-Manager, hatte einst die Idee eines "Schatten"-Fed-Vorsitzenden vorgeschlagen, der als Powells Nachfolger betrachtet werden könnte. Powell jedoch zweifelt an der Ernsthaftigkeit solcher Vorschläge und zeigt sich überzeugt, auch mit Bessent gut kooperieren zu können.
Da bald das letzte geldpolitische Treffen der Fed in diesem Jahr stattfindet, machen Powells Aussagen die Runde, denn bald tritt eine Blackout-Periode für offizielle Verlautbarungen in Kraft. In den letzten Monaten hatte die Fed die Zinsen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte gesenkt, und es steht zur Debatte, ob eine weitere Senkung nötig ist.
Powell äußerte, die Fed könne getrost eine etwas vorsichtigere Haltung bei weiteren Zinssenkungen einnehmen. Angesichts der robusten US-Wirtschaft, die andere große Volkswirtschaften neidisch betrachten, ist dies nach Powells Einschätzung vertretbar.
Fed-Beamte rechnen mit weiteren Zinssenkungen im nächsten Jahr, um die Inflation ihrem 2-Prozent-Ziel näherzubringen. Doch das Tempo der Reduzierungen könnte sich verlangsamen, je näher sich die Zinsen dem neutralen Niveau annähern. Trump-Pläne wie Zollerhebungen und Steueränderungen könnten ebenfalls Bewegung in die Zinspolitik bringen.
Powell machte deutlich, dass die Fed zunächst abwarten müsse, welche realen Auswirkungen Trumps Pläne auf die Wirtschaft haben, bevor sie geldpolitische Anpassungen vornehme.