Die Bank of Japan (BOJ) hat am Freitag einen historischen Schritt gemacht: Mit der Erhöhung des Leitzinses auf 0,5 Prozent erreicht die Zentralbank das höchste Zinsniveau seit 17 Jahren.
Es ist erst die zweite Zinserhöhung in einem Jahrzehnt, was die Bedeutung dieses Schrittes unterstreicht. Die Maßnahme markiert einen Wendepunkt in der Geldpolitik Japans, das jahrzehntelang eine ultralockere Strategie verfolgt hatte, um seine stagnierende Wirtschaft anzukurbeln.
Warum hebt Japan die Zinsen an?
Die Entscheidung, die Zinsen zu erhöhen, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die japanische Wirtschaft nach Jahren der Deflation allmählich Anzeichen von Stabilität zeigt.
„Die BOJ möchte die Balance finden zwischen einer stabilen Inflation und einem Wachstum, das nicht durch zu hohe Zinsen abgewürgt wird“, erklärt Matt Simpson, leitender Analyst bei City Index.
Ziel sei es, den Leitzins mittelfristig auf etwa 1 Prozent anzuheben, ein Niveau, das nach Ansicht von Experten weder die Wirtschaft überhitzt noch bremst.
Ein weiterer Grund für den Zinsschritt: die steigenden Inflationsraten. Während Japan traditionell mit Deflation zu kämpfen hatte, liegt die Inflation inzwischen bei stabilen 3 Prozent – deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sendet die BOJ mit ihrer Entscheidung ein klares Signal an die Märkte.
Reaktionen der Märkte
Die globalen Finanzmärkte reagierten positiv auf die Nachricht aus Japan. Der Nikkei-Index in Tokio legte um 0,4 Prozent zu und erreichte 40.119 Punkte, während der breiter gefasste Topix ebenfalls leicht zulegte.
Auch an den asiatischen Devisenmärkten gab es Bewegung: Der Yen zeigte sich zunächst volatil, stabilisierte sich aber im Tagesverlauf. Gegenüber dem US-Dollar gewann der Yen 0,3 Prozent hinzu, während der Euro ebenfalls leicht zulegen konnte.
Interessant ist auch die Reaktion der Rohstoffmärkte. Die Ölpreise blieben unter Druck, nicht zuletzt aufgrund geopolitischer Entwicklungen und einer Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Opec zu niedrigeren Preisen zu drängen. Brent-Rohöl notierte bei 78,12 Dollar pro Barrel, während WTI bei 74,44 Dollar lag.
Ein Wendepunkt für Japans Wirtschaft
Der Zinsschritt stellt einen Meilenstein für die japanische Wirtschaft dar, die lange von niedrigen Zinsen und massiven Anleihekäufen der Zentralbank geprägt war. Doch nicht alle sehen die Entwicklung positiv. Kritiker befürchten, dass eine zu schnelle Straffung der Geldpolitik die fragile Erholung gefährden könnte. Schließlich bleibt Japan hoch verschuldet, und höhere Zinsen könnten die Kosten für Staat und Unternehmen erhöhen.
Die BOJ muss zudem einen schmalen Grat bewältigen: Einerseits will sie die Inflation kontrollieren, andererseits darf sie die Wettbewerbsfähigkeit des Yen nicht gefährden. Zuletzt hatte der Yen gegenüber dem Dollar an Wert verloren, was Importe verteuert, aber Exporte günstiger macht – ein zweischneidiges Schwert.
Globale Bedeutung des Schrittes
Die Zinserhöhung der BOJ hat weitreichende Implikationen für die globalen Finanzmärkte. Japan ist der weltweit größte Halter von US-Staatsanleihen. Ein Anstieg der japanischen Zinsen könnte dazu führen, dass Kapital von den USA nach Japan umgeleitet wird, was wiederum Auswirkungen auf die Renditen amerikanischer Anleihen und die globale Geldpolitik haben könnte.
„Die Entscheidung der BOJ ist ein Signal dafür, dass auch Japan sich von der Ära der ultraniedrigen Zinsen verabschiedet“, erklärt ein Wirtschaftsexperte. „Das könnte andere Zentralbanken dazu ermutigen, einen ähnlichen Kurs einzuschlagen.“