Ein Meilenstein für die japanische Rüstungsindustrie: Die Regierung hat beschlossen, erstmals vom Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries produzierte Patriot-Abfangraketen in die USA zu exportieren.
Trotz der pazifistischen Verfassung Japans markiert dies eine Wende, da es das erste Mal seit der Lockerung der Rüstungsexportbestimmungen 2014 ist, dass das Land Waffen ins Ausland verkauft.
Die aktualisierten Exportrichtlinien ermöglichen nun den Verkauf ganzer Waffensysteme in das lizenzgebende Land, während bisher nur Teile oder Systeme für Transporte, Überwachungen und defensive Aufgaben exportiert werden durften.
Dieser Schritt, Patriot-Raketen an die USA zu liefern, soll dazu dienen, deren Munitionslager aufzufüllen, das durch Lieferungen an die Ukraine erschöpft wurde. Die japanische Regierung betont die Bedeutung dieses Deals für die Stärkung des japanisch-amerikanischen Bündnisses.
Die neue Flexibilität eröffnet nicht nur Möglichkeiten für japanische Rüstungsprojekte mit europäischen Unternehmen, sondern auch für Deutschland. Nach den deutsch-japanischen Regierungskonsultationen im März dieses Jahres äußerte Verteidigungsminister Boris Pistorius die Absicht, in Verteidigungsfragen mit Japan zusammenzuarbeiten. Besonders im Fokus stehen U-Boot-Antriebe.
Zeitenwende für Japan
Die Entscheidung zur Exportöffnung steht im Kontext einer "Zeitenwende" in Japan, ausgelöst durch Chinas Aufrüstung, Nordkoreas Atomprogramm und Russlands Angriff auf die Ukraine. Schon 2010 begann diese Wende als Reaktion darauf, gewann aber durch weitere geopolitische Entwicklungen an Fahrt.
Seit seiner Amtsübernahme im September 2022 plant er nicht nur eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts bis 2027, sondern auch den Aufbau einer nationalen Rüstungsindustrie. Ein bahnbrechendes Gesetz, das im November in Kraft trat, zielt darauf ab, Start-ups und kleine Unternehmen für eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium zu gewinnen.
Internationale Kooperationen und Chancen für Deutschland
Japan öffnet sich nicht nur für nationale, sondern auch für internationale Kooperationen. Unternehmen wie Mitsubishi Electric haben bereits Rüstungsdeals mit ausländischen Regierungen, darunter Australien, abgeschlossen.
Diese Öffnung zieht auch ausländische Rüstungskonzerne an, darunter BAE Systems aus Großbritannien und Lockheed Martin aus den USA, die ihre Asien-Zentralen nach Japan verlagert haben.
Die deutsche Industrie sieht in dieser Entwicklung eine Chance. Nicolaus Boltze von Thyssen-Krupp betont, dass europäische Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben könnten. Im Gegensatz zu den USA seien Europäer bereit für gemeinsame Entwicklungen. Boltze sieht die Möglichkeit, technologische Fortschritte gemeinsam zu gestalten und Kosten zu teilen.
Insgesamt markiert Japans Rüstungsrevolution nicht nur eine Neuausrichtung der eigenen Industrie, sondern eröffnet auch internationale Perspektiven für Kooperationen und Geschäftsbeziehungen, von denen Deutschland und andere europäische Länder profitieren könnten.