Ein Erdbeben vor der Südküste der japanischen Insel Kyushu hat die japanische Regierung dazu veranlasst, eine erstmalige Megaquake-Warnung für einen unterseeischen Graben entlang eines Küstenabschnitts des Landes herauszugeben. Der japanische Premierminister Fumio Kishida brach eine geplante Reise nach Zentralasien vorsorglich ab.
Der nationale Rundfunksender NHK unterbrach seine Berichterstattung über die Olympischen Spiele, um kontinuierliche Updates zu liefern. In den betroffenen Regionen wurden Hochgeschwindigkeitszüge verlangsamt und einige Halbleiterfabriken stellten vorübergehend die Produktion ein. Zudem wurden örtliche Strände gesperrt.
Im sogenannten Nankai-Graben, wo die philippinische Meeresplatte unter die eurasische Kontinentalplatte subduziert, kann ein Megaquake laut Schätzungen größere Schäden verursachen als das verheerende Erdbeben und der Tsunami im März 2011. Die Region erlebt in Zyklen von 100 bis 150 Jahren größere Beben.
Das Erdbeben mit einer Magnitude von 7,1 traf am Donnerstag die Küste Kyushus, was zu mehreren Verletzten und begrenzten Schäden führte. Zu den betroffenen Einrichtungen gehören Halbleiterfabriken der Sony Group in Kyushu und eine Chipfabrik von Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. Weitere Fabriken sind in Planung.
Ein von der Regierung eingesetztes Gremium schätzte 2019, dass im schlimmsten Fall mehr als 230.000 Todesfälle durch ein Nankai-Graben-Erdbeben möglich seien. Ähnliche große Beben folgten zuvor auf kleinere Vorbeben, wie etwa vor dem großen Beben von 2011.
Japanische Hochgeschwindigkeitszüge werden derzeit langsamer zwischen Tokio und Westjapan betrieben, bis die Warnung aufgehoben wird. Zudem erließ die Regulierungsbehörde des Landes Sicherheitswarnungen an alle Kernkraftwerke. Die Elektronikfirma Kyocera meldete Schäden an Anlagen in Kagoshima.
Die Meteorologische Behörde Japans gab die Warnung am Donnerstag heraus, woraufhin lokale Regierungen und Unternehmen reagierten. Der Chip-Hersteller Rohm stellte vorübergehend den Betrieb in Kyushu ein, ebenso wie Sumco, ein Hersteller von Silizium-Wafern. Die regionale Versorgungsfirma Kyushu Electric Power richtete eine Task Force ein, um die Kommunikation zu ihren Kraftwerken zu organisieren.