08. September, 2024

KI

Japan als Paradies für KI-Entwicklung und Urheberrechtsverletzungen?

Japan als Paradies für KI-Entwicklung und Urheberrechtsverletzungen?

Während AI-generierte Bilder und Anime zunehmend in den sozialen Medien auftauchen, warnt der Illustrator Momoji Mokume vor einem drohenden Untergang der Kreativkultur in Japan. Der 21-jährige Universitätsstudent aus Tokio sagt: "Ich dachte, der Job eines Illustrators würde verschwinden und selbst die Kultur der Kreativität verloren gehen." Mokumes Besorgnis ist nicht unbegründet, da prominente Technologie-Manager wie Mark Zuckerberg von Meta und Sam Altman von OpenAI nach Tokio strömten, um die riesigen Potentiale der KI in einer alternden und arbeitskräfteschwachen Wirtschaft zu erkunden.

In einem bemerkenswerten Schritt eröffnete OpenAI sogar sein erstes Asien-Büro in Tokio. Obwohl Japan keine eigenen KI-Giganten hervorgebracht hat, zieht es Technologieunternehmen aufgrund seiner vergleichsweise laxen Urheberrechtsgesetze an. Diese Gesetze erlauben es, urheberrechtlich geschütztes Material ohne Genehmigung für die Schulung von KI-Modellen zu nutzen. Yutaka Matsuo, Professor an der Universität Tokio, betont: "Es gibt viele Gründe, warum KI-Unternehmen nach Japan kommen, einschließlich der Notwendigkeit, die digitalen Fähigkeiten der Unternehmen schnell zu entwickeln und der Offenheit der Bevölkerung gegenüber KI."

Gleichzeitig äußern Künstler wie Mokume Bedenken, dass ihre Werke ohne Erlaubnis von KI-Unternehmen genutzt werden. Die japanische Agentur für kulturelle Angelegenheiten hat im März neue Richtlinien veröffentlicht, um festzulegen, wann KI-Unternehmen für Urheberrechtsverletzungen haftbar gemacht werden können. Doch eine Überarbeitung des Gesetzes blieb aus. Die Japanische Gesellschaft für Rechte der Autoren, Komponisten und Verleger kritisierte, dass das bestehende Urheberrecht nicht zum Schutz der Kreativen beitrage, sondern eher deren Rechte einschränke.

Premierminister Fumio Kishida hat sich bei G7-Treffen bemüht, internationale Richtlinien zur Regulierung von KI zu fördern. Er fordert transparente Regeln, um ein sicheres Umfeld für die Nutzung generativer KI zu schaffen. Minister Takeaki Matsumoto ergänzt: "Regulierungen können Innovationen behindern, aber es ist notwendig, klare Vorschriften zu etablieren."

Trotz der Herausforderungen bleibt Japan für KI-Unternehmen auch aufgrund staatlicher Unterstützung und attraktiver Marktbedingungen reizvoll. So hat David Ha, Mitgründer des KI-Start-ups Sakana, sein Unternehmen in Tokio angesiedelt, um sich von der Konkurrenz im Silicon Valley abzuheben. Die Regierung bietet Subventionen und andere Anreize, um Technologie-Start-ups nach Japan zu locken.

Die Frage bleibt jedoch, wie Japan die Balance zwischen Förderung der KI-Industrie und Schutz der kreativen Branchen finden wird. Mokume bleibt hoffnungsvoll, dass Japan ein rechtliches System entwickeln wird, das die Interessen der Urheber schützt und eine strengere Auslegung bestehender Klauseln ermöglicht. Er betont, dass Japan in der globalen Diskussion über KI eine führende Rolle spielen sollte, ohne heimische Künstler zu benachteiligen.