Jaguar, einst das Synonym für britische Eleganz, musste 2005 dringend seine Markenstrategie überdenken. Die damals von Willem Dafoe unterlegte "Gorgeous"-Kampagne, die mit aristokratischer Dekadenz und einer Prise Humor spielte, konnte weder bei Publikum noch Kritikern punkten. Der Erfolg der traditionellen Jaguar-Modelle blieb aus, und Mutterkonzern Ford veräußerte Jaguar wenige Jahre später an Tata Motors.
Etwa zwei Jahrzehnte später steht Jaguar erneut vor einem Wandel. In einer neuen, 30-sekündigen Kampagne fehlen Autos vollständig. Stattdessen setzen Mode-Modelle und aussagekräftige Phrasen das Statement für eine Neuausrichtung der Marke. Doch die gemischte Reaktion, von Komiker Stephen Colberts Spott bis hin zu Nigel Farages harschen Prognosen, zeigt auf, wie schwierig es ist, den Zeitgeist zu treffen.
Im Vorfeld der bevorstehenden Umstellung als vollelektrische Luxusmarke ab 2026 stellt sich die Frage: Wie reagiert der Markt auf Premium-Modelle, deren Preise über 100.000 £ liegen sollen? Angesichts einer anspruchsvollen Kundschaft in Märkten wie Nordamerika, dem Nahen Osten und Asien, plant Jaguar mit Pop-up-Stores und maßgeschneiderten Fahrzeugen die Superreichen zu begeistern. Die Herausforderung ist gewaltig, denn die Konkurrenz war noch nie so stark wie heute.
Die Ungewissheit über die Zukunft und der Rückzug von neuen Modellen im Heimatmarkt UK werfen Fragen auf. Jedoch setzt Jaguar-Markenchef Rawdon Glover auf das Motto, die Zukunft zu gestalten anstatt der Gegenwart hinterherzulaufen.
Die Geschichte von Jaguar, die von den Anfängen im Motorradbeiwagenbau bis hin zu den glorreichen Zeiten im Motorsport reicht, ist ein Spiegelbild der Herausforderungen und Hoffnungen, mit denen sich der Traditionshersteller konfrontiert sieht. Im Hochpreissegment der Elektromobilität will Jaguar nun seine Nische finden, auch wenn die Konkurrenz nicht schläft.