Ein Neuanfang in Miami Pink und London Blue
„Copy Nothing“ – so lautet Jaguars neuer Slogan. Passend dazu präsentierte die Traditionsmarke den Type 00 nicht auf einer Automesse, sondern im Art-Déco-Ambiente der Art Miami.
Die Farben sind genauso ungewöhnlich wie der Ort: Miami Pink steht für die amerikanische Kunstmetropole, London Blue für britisches Erbe. Doch das Design polarisiert: Eine extrem lange Motorhaube, Bronze im Innenraum und eine Windschutzscheibe, die in die Seitenfenster übergeht – das ist nicht mehr der Jaguar, den wir kennen.
„Es wird Menschen geben, die ihn lieben. Andere werden ihn hassen. Und genau das ist der Punkt“, erklärt Chefdesigner Gerry McGovern.
Jaguar will polarisieren, weil der Status quo nicht mehr funktioniert. Seit Jahren sinken die Verkaufszahlen. Vergangenes Jahr verkaufte Jaguar gerade einmal 64.250 Autos – ein Bruchteil der 180.000 Fahrzeuge von 2018. Der Neustart ist dringend nötig.
Die Radikalkur: Luxus statt Premium
Jaguar verabschiedet sich nicht nur von Verbrennern, sondern auch vom Premiumsegment. Die neuen Modelle sollen mindestens 120.000 Euro kosten und damit mit Bentley und Aston Martin konkurrieren.
Doch das birgt Risiken: „Jaguar hat den Anschluss verloren. Sie konnten mit BMW, Mercedes und Audi nicht mithalten. Jetzt ist die Frage, ob sie im Luxussegment Erfolg haben können“, sagt David Bailey, Professor an der University of Birmingham.
Ab 2026 will Jaguar ausschließlich Elektroautos anbieten. Die bisherigen Modelle – wie der F-Type – sind schon jetzt aus dem Programm genommen. Die nächsten 14 Monate wird es keine neuen Jaguars geben, bevor die ersten Elektro-Modelle auf einer neuen Plattform erscheinen.
Heftige Kritik an der Kampagne
Doch Jaguars radikaler Neuanfang stößt nicht nur auf Applaus. Ein Werbevideo, das auf Pop-Art und farbenfrohe Kostüme setzt, sorgte für Empörung. Autos sucht man darin vergeblich, stattdessen geht es um Kunst und Kreativität.
Elon Musk kommentierte auf X (ehemals Twitter): „Verkauft Ihr überhaupt noch Autos? Jaguar wird pleitegehen – und verdient es.“ Ähnlich harsch äußerte sich der britische Politiker Nigel Farage.
Doch genau diese Kontroversen scheinen Jaguar recht zu sein. Der Clip wurde mehr als 150 Millionen Mal angesehen – mehr Aufmerksamkeit, als die Marke seit Jahren hatte. „Brich mit Traditionen“, lautet die Botschaft des Videos. Und das ist offenbar Programm.
Zurück zu den Wurzeln – oder weiter in die Krise?
Trotz aller Kritik hofft Jaguar auf die gleiche Begeisterung, die einst der E-Type auslöste. Der legendäre Sportwagen von 1961 ist auch eine der Inspirationsquellen für den neuen Type 00. „Jaguar war immer einzigartig – eine Kopie von nichts“, betont Designer McGovern.
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