24. April, 2025

Wirtschaft

Italiens Wachstumsprognose trübt sich ein: Strukturelle Hürden belasten die Wirtschaft

Italiens Wachstumsprognose trübt sich ein: Strukturelle Hürden belasten die Wirtschaft

Italiens wirtschaftlicher Aufschwung nach der COVID-19-Pandemie verliert deutlich an Schwung, was die ohnehin fragilen öffentlichen Finanzen des drittgrößten Eurozonen-Mitglieds gefährden könnte. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal stagnierte, prognostiziert das nationale Statistikbüro ISTAT für 2024 ein Wachstum von lediglich 0,5%, weit unter dem Ziel der Regierung von 1%. Diese Vorhersage lässt Italien erneut zu einem der schwächsten Akteure der Eurozone werden, im Gegensatz zu den noch vor wenigen Monaten optimistischen Einschätzungen von Premierministerin Giorgia Meloni und einigen Ökonomen. Die aktuellen Wirtschaftsdaten sind ernüchternd: Das Vertrauen der Unternehmen ist auf dem tiefsten Stand seit 2021, eine langanhaltende Krise im verarbeitenden Gewerbe verschärft sich und der Dienstleistungssektor, der die Wirtschaft bislang stützte, schrumpft jetzt ebenfalls. Dazu kommt eine kritische Analyse von Francesco Saraceno, Professor an Science Po Paris und der LUISS in Rom, der Italiens Geschäftsmodell als inkompatibel mit aktuellem Wachstum bezeichnet. Besonders die Zurückhaltung bei öffentlichen Investitionen und die skeptische Haltung zur grünen Transformation hemmen das Potenzial. Trotz der beträchtlichen Summen aus dem EU-Post-COVID Recovery Fund, die Italien erhält, bleibt das Wachstum hinter Ländern wie Spanien zurück, dessen Wirtschaft dynamischer wächst. 2021 und 2022 profitierte Italien vor allem von staatlichen Anreizen im Bauwesen, deren positive Effekte mittlerweile verpuffen. Die Staatsverschuldung wird voraussichtlich ansteigen, was die ohnehin hohe Verschuldung Italiens weiter belastet. Spanien hingegen zeigt, wie erfolgreich eine moderne Wirtschaftspolitik wirkt. Laut Angel Talavera von Oxford Economics haben gezielte Maßnahmen zur Integration von Migranten und ein starker Tourismussektor Spaniens Wirtschaft beflügelt - ein starkes Kontrastbild zu Italien, wo mangelnde Chancen junge Talente ins Ausland treiben. Während Italien noch immer mit tiefgreifenden strukturellen Problemen kämpft, fordern führende Ökonomen einen Fokus auf Bildung und Forschung, um die Wende einzuleiten. Roberto Perotti von der Università Bocconi und andere Experten sehen in der Verbesserung des Bildungssystems und der Infrastruktur den Schlüssel zur Lösung.