03. März, 2025

Wirtschaft

Italiens Superbonus 110 – Ein Milliardengrab für Steuerzahler

Ein ambitioniertes Klimaschutzprogramm entwickelt sich zur fiskalischen Katastrophe – Betrug und explodierende Kosten belasten Italiens Haushalt massiv.

Italiens Superbonus 110 – Ein Milliardengrab für Steuerzahler
Teure Klimaförderung mit fatalen Folgen – Italiens „Superbonus 110“ kostete den Staat bisher 119 Milliarden Euro – fast dreimal mehr als ursprünglich geplant.

Was als wirtschaftlicher Impuls in der Coronakrise gedacht war, hat sich als eines der teuersten Subventionsfiaskos der jüngeren europäischen Geschichte entpuppt.

Italiens Superbonus 110, eine Steuererleichterung für energetische Haussanierungen, hat den Staat bislang 119 Milliarden Euro gekostet – dreimal mehr als ursprünglich veranschlagt.

Die Folgen: ein stark gestiegenes Haushaltsdefizit, massive Betrugsfälle und eine fragwürdige wirtschaftliche Wirkung.

Wie ein Steuergeschenk aus dem Ruder lief

Die Idee des Superbonus 110 war verlockend einfach: Wer in Italien sein Eigenheim energetisch sanierte – etwa durch die Installation von Solaranlagen, moderne Dämmung oder neue Heizsysteme –, konnte 110 Prozent der Kosten von der Steuer absetzen.

Finanzielles Fiasko für den Staatshaushalt – Das Haushaltsdefizit Italiens stieg durch den Superbonus auf über 7 % des BIP, während der wirtschaftliche Effekt gering blieb.

Dadurch entstanden de facto kostenlose Renovierungen, und Banken finanzierten bereitwillig die Vorhaben, da sie die Steuergutschriften als handelbare Wertpapiere nutzen konnten.

Doch genau hier lag der Fehler: Weil der steuerliche Vorteil die tatsächlichen Kosten überstieg, entstand ein lukratives Geschäftsmodell für Betrüger. Kriminelle Netzwerke nutzten fingierte Rechnungen, um Milliarden an Subventionen abzugreifen – zum Teil für Gebäude, die gar nicht existierten.

Milliarden an Betrug und explodierende Baukosten

Die italienischen Ermittlungsbehörden gehen inzwischen von mindestens 16 Milliarden Euro an betrügerisch erlangten Subventionen aus. Allein 2021 wurden täglich 64 neue Baufirmen gegründet – viele davon nur mit dem Ziel, den Superbonus abzugreifen.

Der Ansturm auf das Programm führte zudem zu drastisch steigenden Baukosten: Die Preise für Renovierungen stiegen innerhalb weniger Monate um 20 Prozent, für Gerüste sogar um 400 Prozent.

Ein Loch im Staatshaushalt – und wenig wirtschaftlicher Effekt

Statt der ursprünglich geplanten 35 Milliarden Euro beliefen sich die realen Kosten des Programms auf 119 Milliarden Euro – das entspricht rund fünf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Italiens. Die finanzielle Belastung ließ das Haushaltsdefizit Italiens 2023 auf über sieben Prozent ansteigen.

Wirtschaftlich fällt die Bilanz ernüchternd aus. Laut Berechnungen von Oxford Economics hat das Programm die Wirtschaftsleistung Italiens zwischen 2021 und 2023 nur um zwei Prozent erhöht – ein äußerst schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) äußert deutliche Kritik und verweist auf ineffiziente Mittelverwendung.

Brüssel trägt einen Teil der Rechnung

Ein Viertel der Kosten des Superbonus stammt aus EU-Fördertöpfen. Ursprünglich hatte die Europäische Kommission den Plan Italiens abgesegnet und sogar als potenzielles Modell für andere Staaten gelobt.

Nun steht die Frage im Raum, inwiefern Brüssel für die entstandenen Kosten mitverantwortlich ist – schließlich wurde ein erheblicher Teil aus dem EU-Wiederaufbaufonds finanziert, an dem auch deutsche Steuerzahler beteiligt sind.

Politische Reaktionen und Konsequenzen

Erst 2023 gelang es Premierministerin Giorgia Meloni, die Bedingungen für den Superbonus drastisch zu verschärfen. Doch die langfristigen Folgen für die Staatsfinanzen bleiben.

Während die Reformen das Betrugsvolumen eindämmen konnten, ist ein Ende der Subventionslast nicht in Sicht. Arbeiten können noch bis Ende 2025 gefördert werden, was die Staatskasse weiter belasten wird.

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