23. September, 2024

Wirtschaft

Italienische Unerschrockenheit: Orcels Griff nach der Commerzbank

Italienische Unerschrockenheit: Orcels Griff nach der Commerzbank

Andrea Orcel, bekannt für seine strategischen Genialität im Bereich Bankenfusionen, könnte erneut eine bedeutende grenzüberschreitende Transaktion in Europa orchestrieren. Orcel, der einst Merrill Lynch bei der komplexen Übernahme und Zerschlagung von ABN Amro durch die Royal Bank of Scotland beriet, tritt heute als CEO von UniCredit auf den Plan. Dieses Mal zielt er darauf ab, die deutsche Commerzbank zu übernehmen.

Kürzlich wurde bekannt, dass UniCredit einen 9-prozentigen Anteil an der Commerzbank erworben hat. Dies geschah in zwei Schritten: einem diskreten Aufbau von Derivate-basierten Interessen und einem offenlegten Kauf von Anteilen, die von der deutschen Regierung abgegeben wurden. Trotz politischer Gegenreaktionen und skeptischer Haltungen der deutschen Regierung bleibt Orcel zuversichtlich und geduldig.

UniCredit konnte dank eines signifikanten Anstiegs der eigenen Aktien um 65 Prozent in den letzten zwölf Monaten seine Position stärken. Dies schafft die Möglichkeit, Druck auf die Commerzbank auszuüben, eine ähnliche Effizienzsteigerung zu erzielen. Eine Zwischenlösung könnte darin bestehen, UniCredits derzeitige deutsche Tochtergesellschaft HVB an die Commerzbank zu verkaufen. Dies wäre eine politisch akzeptablere Lösung und würde Commerzbank als börsennotiertes Unternehmen erhalten, mit UniCredit als dominierendem Investor.

Orcel könnte sogar noch einen kühneren Schritt wagen und eine umfassende Fusion mit der Commerzbank vollziehen, gefolgt von einer zweiten Stufe der Transaktion mit einer anderen europäischen Institution wie Barclays. Solche Überlegungen verdeutlichen, warum ein so scharfsinniger Banker Interesse an der Commerzbank haben könnte, trotz ihrer durchwachsenen Vergangenheit.

Im Hinblick auf die historische Entwicklung der Commerzbank ist diese Vision nicht unbegründet. Nach Phasen der Krisenbewältigung und Angriffen von Heuschreckeninvestoren scheint die Bank momentan plausibel attraktiv zu sein.

Für UniCredit eröffnet sich mit einer möglichen Übernahme der Commerzbank die Chance, den Marktanteil in Europas größter Volkswirtschaft zu erhöhen und die Abhängigkeit vom italienischen Heimatmarkt zu verringern. Trotz der zu erwartenden Hürden seitens deutscher Politiker und Gewerkschaften könnte Orcel auf Unterstützung zählen, indem er die Vorteile einer Konsolidierung des fragmentierten und ineffizienten deutschen Bankenmarktes betont. Auch die europäischen Aufsichtsbehörden, wie die Europäische Zentralbank, könnten der Transaktion positiv gegenüberstehen, da sie seit Jahren auf grenzüberschreitende Fusionen drängen.

Falls der Deal zustande kommt, könnte dies für Orcel die Gelegenheit zur Wiedergutmachung sein, nach dem unrühmlichen Ende der RBS-ABN-Transaktion im Jahr 2007. Sollte der Zusammenschluss erfolgreich sein, würde dies möglicherweise zu einer neuen Ära der europäischen Bankenfusionen führen.