19. Dezember, 2024

Märkte

Italienische Anleihen: Stabilität im Mittelmeer als Hoffnungsträger

Italienische Anleihen: Stabilität im Mittelmeer als Hoffnungsträger

Italiens bemerkenswerte politische Stabilität könnte im kommenden Jahr ein Plus für seine Staatsanleihen darstellen. Während sich die Unsicherheit in Deutschland und Frankreich negativ auf das Vertrauen der Investoren in deren Anleihen auswirkt, fokussiert sich der Markt vorerst auf die Chancen des italienischen Schuldenmarktes. Mit einem Umfang von 2,5 Billionen Euro gehört dieser zu den größten weltweit.

Obwohl Italiens Wirtschaft ins Stocken geraten ist und die Staatsschulden weiterhin steigen, sehen viele Investoren die aktuellen Probleme in Frankreich und Deutschland als dringlicher an. Christopher Dembik von Pictet AM merkt an, Italien sei nicht mehr der "kranke Mann Europas", was Rom niedrigere Verschuldungskosten bescheren dürfte. Im nächsten Jahr wird der Verkauf mittel- und langfristiger Anleihen im Volumen von 300 bis 310 Milliarden Euro erwartet.

Der Renditeabstand zwischen italienischen BTPs und deutschen Bunds hat sich auf ein Tief seit über drei Jahren reduziert. Angesichts der drohenden Rezession in Deutschland könnte sich dieser Trend fortsetzen. Zudem betrachtet der Markt Italiens höher rentierende BTPs als attraktive Alternative zu französischen OATs, da Frankreich mit haushalts- und politischen Krisen kämpft. Japanische Investoren ziehen italienischen Schulden inzwischen den französischen vor.

**Risiken**

Italiens Regierung steht unter dem Druck der EU, das Defizit zu reduzieren. Die Pläne von Premierministerin Giorgia Meloni erscheinen den Märkten aber glaubwürdiger als das Chaos in Frankreich. Althea Spinozzi von Saxo Bank sieht sogar die Möglichkeit einer vollständigen Nivellierung des BTP-Bund-Spreads – ein bisher "undenkbares" Szenario. Doch verschiedene Gegenwinde könnten dieses Bild stören.

Eine schwächelnde Wirtschaft könnte Italiens fiskalische Konsolidierungs-Bemühungen untergraben, sinkende Renditen könnten italienische Anleihen weniger attraktiv machen, oder ein globales Abwenden von Risikoinvestitionen könnte die BTPs beeinträchtigen. Auch Frankreich stellt ein Risiko dar: Falls sich die Krise dort in eine finanzielle Krise ausweitet, wären italienische Anleihen nicht immun.

Die meisten Analysten erwarten bis 2025 eine konstante Nachfrage nach BTPs, obwohl sie Spinozzis Szenario nur selten teilen. Beispielsweise sieht UniCredit-Strategist Francesco Maria Di Bella den BTP-Bund-Spread, der zuletzt bei 115 Basispunkten lag, selten unter 100 bp fallen.

Kreditrating-Agenturen könnten 2025 eine bedeutende Rolle spielen. Der BBVA-Stratege Filippo Mormando prognostiziert, dass engere Spreads mögliche Upgrades für Italien und andere Randstaaten zur Folge hätten. Fitch und DBRS verbesserten Italiens Ausblick jüngst auf positiv, während Moody’s Frankreich herabstufte, Rom jedoch eine Notch über "Junk" bewertet und stabil sieht.

Ein wesentlicher Faktor für Italiens künftige Entwicklung wird sein, ob es weiterhin die Leistungsziele des EU-Wiederaufbaufonds erreicht. Italien konnte bislang regelmäßige Zahlungen sichern, blieb jedoch in der produktiven Investition hinter den Erwartungen zurück. Paolo Pizzoli von ING betont, dass das Wachstum 2025 entscheidend davon abhängen wird, wie effektiv diese Gelder genutzt werden.