Mit dem Verbot von Laborfleisch geht Italien gegen ein Produkt vor, das bislang in dem Land überhaupt nicht existierte. Nach monatelangen Diskussionen hat das italienische Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedet. Die Debatte über das Verbot der Herstellung und des Verkaufs von kultiviertem Fleisch aus dem Labor hat sich am Freitag zugespitzt. Oppositionspolitiker und Experten kritisieren das neue Gesetz scharf. Es handelt sich dabei um eines der Vorzeigeprojekte der Rechtsregierung unter der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
Der Senat hatte den Gesetzentwurf bereits zuvor angenommen, und nun hat auch die Abgeordnetenkammer in Rom ihre Zustimmung gegeben. Neben den Regelungen zum Laborfleisch sieht das neue Gesetz auch vor, dass alltägliche Bezeichnungen für pflanzliche Alternativprodukte nicht mehr verwendet werden dürfen, wie zum Beispiel "Veggie-Wurst". Verstöße gegen dieses Verbot sollen mit Geldstrafen von bis zu 60.000 Euro sowie der Beschlagnahme der Ware geahndet werden.
Bei der Herstellung von Laborfleisch werden Stammzellen von lebenden Tieren entnommen und in einer Kulturflüssigkeit aus Fetten, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Zucker kultiviert. Dort vermehren sie sich und werden zu Muskelgewebe herangezogen. Befürworter des Laborfleischs argumentieren, dass es sowohl dem Umweltschutz als auch dem Tierwohl zugutekommt. Es müssten keine Tiere im großen Stil getötet werden, und die Herstellung von synthetischem Fleisch wäre eine klimafreundlichere Alternative zur Massentierhaltung.
In Italien wird die Kritik an der Entscheidung der Regierung Meloni immer lauter. Oppositionspolitiker bezweifeln insbesondere die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes. Der Parlamentsabgeordnete der Partei "Più Europa", Riccardo Magi, bezeichnete den Schritt als "anti-wissenschaftlich und anti-europäisch, aber auch verfassungswidrig". Mehrere Tierschutzverbände sehen in der Entscheidung ein "ideologisches Verbot".
In der Rechtsregierung wird das neue Gesetz gefeiert. Dabei geht es vor allem um den Schutz der italienischen Tradition, der Küche und ihrer Produkte sowie um die Verteidigung der italienischen Kultur. In Rom wird immer wieder die Bedeutung der "echten italienischen Küche" und von "Made in Italy"-Produkten betont. Auch die Agrarvereinigung Coldiretti begrüßt Teile des Gesetzes.
Kritiker des Gesetzes sehen darin eher eine Scheindebatte. Die Regierung könne die Vermarktung eines Produkts nicht verbieten, das es bisher noch überhaupt nicht gegeben habe und für das auch noch keine Zulassung beantragt worden sei, sagt beispielsweise die Südtiroler Senatorin Julia Unterberger von der SVP.
Auch auf dem europäischen Markt gibt es noch kein zugelassenes Laborfleisch. Die Zulassung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist ein langwieriger Prozess, der strengen Vorgaben unterliegt. Kritiker argumentieren außerdem, dass das Gesetz möglicherweise im Konflikt mit europäischen Richtlinien stehen könnte, falls Laborfleisch in Zukunft auf dem europäischen Markt zugelassen wird. Italien könnte somit den europäischen Binnenmarkt einschränken.