Die Sparversion mit Risiken
Die digitale Gesundheitskommunikation soll einfacher werden: Über den TI-Messenger sollen Krankenkassen mit ihren Versicherten chatten können. Doch statt in eine sichere, skalierbare Lösung zu investieren, greifen viele Krankenkassen auf eine kostenlose Open-Source-Version zurück. Und genau das sorgt nun für heftige Kritik.
„Diese Version ist für kleinere Nutzerzahlen optimiert – nicht für ein nationales Gesundheitsnetzwerk mit Millionen Versicherten“, sagt Patrick Alberts, Deutschland-Geschäftsführer von Element, der Firma hinter dem zugrunde liegenden Matrix-Protokoll.
Dass die meisten Krankenkassen trotzdem auf diese Billiglösung setzen, sei fahrlässig. Denn: Das System könnte überlastet werden oder Sicherheitslücken aufweisen. Besonders brisant: Die Techniker Krankenkasse (TK), Deutschlands größte Kasse, setzt auf genau diese Version – ebenso wie der IT-Dienstleister Bitmarck, der 80 weitere Krankenkassen betreut.
Schon einmal schiefgegangen?
Es wäre nicht das erste Mal, dass es Probleme mit digitalen Gesundheitsprojekten gibt. Die elektronische Patientenakte (ePA) ist bereits unter Druck geraten, weil Experten des Chaos Computer Clubs (CCC) Sicherheitsrisiken aufgedeckt haben.
Nun droht mit dem TI-Messenger ein ähnliches Fiasko. Die Gratis-Version von Matrix sei für kleine Communities und Entwicklerprojekte geeignet, nicht aber für eine Plattform mit mehreren Millionen Nutzern, warnt Alberts.
„Ohne die richtige Infrastruktur und professionellen Support kann das System schnell an seine Grenzen kommen – und dann drohen Datenverlust und Sicherheitsprobleme“, so der Experte.
Was passiert, wenn das System ausfällt?
Stellen wir uns das Worst-Case-Szenario vor: Patienten versuchen, ihre Krankenkasse zu kontaktieren, doch der Messenger ist überlastet. Oder noch schlimmer – Sicherheitslücken ermöglichen unbefugten Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten.
Wer trägt dann die Verantwortung? Element? Die Krankenkassen? Die Politik? Schon jetzt steht fest: Die Kassen haben sich bewusst für die billigere, unsichere Variante entschieden. Ein riskantes Spiel mit den Daten von Millionen Versicherten.
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Krankenkassen weichen aus
Auf Nachfrage verweist die TK auf die Gematik, die die technischen Spezifikationen vorgibt. Die Gematik wiederum sieht die Verantwortung bei den Kassen selbst. Der IT-Dienstleister Bitmarck betont, dass alle Anforderungen erfüllt seien und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen wurden.
Eine Krankenkasse hebt sich jedoch ab: Die Barmer setzt auf die kostenpflichtige Version des TI-Messengers – und erklärt, dass dies für mehr Sicherheit und Stabilität sorge. Warum tun das nicht alle?
Vertrauen aufs Spiel gesetzt
Während die Digitalisierung des Gesundheitssystems weiter voranschreitet, sparen viele Krankenkassen ausgerechnet bei der Sicherheit. Eine Software für Entwickler und kleine Gruppen wird plötzlich zur Grundlage eines bundesweiten Gesundheitssystems.
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