Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa steht vor einer strategischen Neuorientierung. Angesichts dramatischer Verluste im ersten Halbjahr wird die Airline, die einst als Synonym für deutsche Ingenieurskunst und Zuverlässigkeit galt, ihre Geschäftsstrategie radikal ändern müssen.
Die Pläne, die auf dem Tisch liegen, zeigen einen klaren Trend: Lufthansa wird sich künftig auf das profitablere Langstreckengeschäft konzentrieren.
Drastischer Schritt in eine unsichere Zukunft
Unter der Leitung von Jens Ritter, dem CEO von Lufthansa Airlines, wird der Schwerpunkt von einem breit gefächerten Angebot zu einer fokussierten Langstreckenflotte verschoben.
Ritter plant, dass bis 2028 etwa 40 Prozent der Jets, die bisher die Großraumflugzeuge an den Drehkreuzen füllen, von anderen Fluggesellschaften des Konzerns oder von Partnern betrieben werden.
Diese radikale Änderung ist eine Antwort auf die finanziellen Turbulenzen und soll die Airline auf eine nachhaltigere Flughöhe bringen.
Skepsis und Druck vom Aufsichtsrat
Während Ritter und sein Team von der Notwendigkeit dieser Neuausrichtung überzeugt sind, herrscht im Aufsichtsrat Skepsis. Die Kontrolleure, angeführt von Persönlichkeiten wie dem Vertreter des Großaktionärs Klaus-Michael Kühne und ehemaligen Top-Managern wie Harald Krüger, fordern klare Antworten und eine überzeugende strategische Vision.
Die Unsicherheit wird durch bevorstehende strategische Tagungen in Brüssel verstärkt, wo die Zukunft der Airline diskutiert und möglicherweise neu gezeichnet wird.
Neue Realitäten und alte Herausforderungen
Lufthansa's CEO, Carsten Spohr, sieht in der Neuausrichtung auf Langstreckenflüge nicht nur eine finanzielle Notwendigkeit, sondern auch eine strategische Gelegenheit, um mit den Gewerkschaften ins Gespräch zu kommen und Zugeständnisse zu erlangen.
Die Airline steht jedoch vor signifikanten operativen Herausforderungen: von Lieferengpässen bei neuen Flugzeugen bis hin zu internen Effizienzproblemen, die alles von der Wartung bis zur Personalplanung betreffen.
„Ich möchte nicht wie British Airways enden, wo man fast nur noch Langstrecke fliegt. 2026 sind neue Tarifverhandlungen, dann werden wir darüber reden müssen, welche Zukunft die Kurzstrecken bei Lufthansa Airlines haben werden.“, so Carsten Spohr.
Finanzielle Belastungen und Zukunftsvision
Trotz der Umstrukturierung und der möglichen Kostensenkungen durch den Einsatz kostengünstigerer Flugbetreiber wie Discover und City Airlines, bleibt die finanzielle Lage angespannt.
Die Kosten für Treibstoff und Gebühren steigen, und die Airline muss teuren synthetischen Treibstoff beifügen, was die Kosten weiter in die Höhe treibt. In diesem schwierigen Umfeld muss Lufthansa nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Kundenzufriedenheit und Servicequalität liefern.
Ein Blick auf die langfristigen Ziele
Während das Management und die Stakeholder sich auf turbulente Zeiten einstellen, bleibt der Blick auf das Jahr 2026 gerichtet, wenn Lufthansa seinen 100. Geburtstag feiern möchte. Bis dahin hofft der Konzern, eine schlankere, effizientere und profitablere Fluggesellschaft zu sein.