Die 30%-Regel, ein beliebter Ratschlag für persönliche Finanzen, besagt, dass nicht mehr als 30% des monatlichen Einkommens für Wohnkosten aufgewendet werden sollten. Angesichts ständig steigender Wohnkosten und stagnierender Löhne stellt eine aktuelle Untersuchung von CardRates jedoch fest, dass fast 80% der Amerikaner diese Schwelle deutlich überschreiten. Dies wirft Fragen auf, ob die Regel noch zeitgemäß ist.
Die Regel stammt aus dem Jahr 1969, als die öffentlichen Wohnungsbauvorschriften in den USA die Miete auf 25% des Einkommens begrenzten, eine Grenze, die in den frühen 1980er Jahren auf 30% angehoben wurde. Ziel war es, zu verhindern, dass Menschen zu "house poor" werden, also so viel für Wohnkosten ausgeben, dass sie Schwierigkeiten haben, andere Ausgaben zu decken oder für den Ruhestand zu sparen.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Laut der CardRates-Studie geben 76% der Amerikaner mehr als 31% ihres Einkommens für Wohnkosten aus, und 53% verwenden mehr als die Hälfte ihres Gehalts dafür. Alarmierend ist, dass fast 10% der befragten Frauen berichten, dass nahezu ihr gesamtes Einkommen für Wohnkosten draufgeht.
"Diese Statistiken sind äußerst beunruhigend", bemerkt Erica Sandberg, Finanzexpertin bei CardRates. "Je mehr Geld die Menschen für Wohnkosten ausgeben, desto weniger bleibt für essentielle Ausgaben und Lebensfreude. Leider sehen wir oft, dass Menschen den Unterschied mit Kreditkarten ausgleichen und somit teure Konsumschulden anhäufen."
Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle: In vielen Teilen des Landes sind die Immobilienpreise in den letzten Jahren stark gestiegen, getrieben durch erhöhte Nachfrage, begrenztes Angebot und steigende Baukosten. Das Lohnwachstum hingegen konnte da nicht mithalten, was besonders in städtischen Gebieten zu erheblichen Erschwinglichkeitsproblemen führt.
In Städten wie San Francisco, New York und Los Angeles können die Wohnkosten leicht 40% oder mehr des Einkommens ausmachen. Auch in günstigeren Regionen dehnen Familien ihre Budgets aus, um ihre Wohnungen zu halten.
Während einige Finanzexperten wie Rachel Cruze vorschlagen, die Wohnkosten auf etwa 25% zu begrenzen, argumentieren Befürworter der 30%-Regel, dass eine Überschreitung auf mehr als 40% in bestimmten Märkten realistischer sein könnte. Dies bringt jedoch neue Herausforderungen mit sich, da manche grundlegende Ausgaben sowie die Altersvorsorge dadurch gekürzt werden.
Eine alternative Strategie könnte darin bestehen, vorübergehend mehr als 30% des Einkommens für Wohnkosten auszugeben, in der Hoffnung, später zu günstigeren Konditionen refinanzieren zu können. Dies birgt jedoch Risiken, da günstige Refinanzierungen von den Marktbedingungen, Zinssätzen und der Kreditwürdigkeit abhängen. Sollte die finanzielle Lage eines Haushalts ins Wanken geraten, könnte dieser Plan nach hinten losgehen.