Tiefrote Zahlen für Mercedes-Benz im dritten Quartal
Die jüngsten Quartalszahlen von Mercedes-Benz sorgen für Ernüchterung: Das Betriebsergebnis des deutschen Luxusautobauers ist im dritten Quartal um beinahe 50 Prozent eingebrochen und liegt nur noch bei 2,5 Milliarden Euro.
In der Pkw-Sparte, die das Herzstück des Unternehmens bildet, zeigt sich die Lage noch düsterer: Hier sank der bereinigte operative Gewinn um ganze 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Rendite dieser Sparte fiel von 12,4 Prozent im Vorjahresquartal auf magere 4,7 Prozent.
Finanzchef Harald Wilhelm sieht das Ergebnis als Weckruf: „Das entspricht nicht unseren Ansprüchen,“ erklärte er. Um gegenzusteuern, kündigte er verstärkte Sparmaßnahmen und eine schärfere Effizienzstrategie an.
Zwar erwirtschaftete Mercedes weiterhin einen soliden Cashflow von 2,4 Milliarden Euro, doch das genügt kaum, um den Gewinneinbruch auszugleichen.
China – Vom Goldesel zur Bremse
Jahrelang war China für Mercedes und andere deutsche Premiumhersteller ein Markt mit enormem Potenzial und brachte Top-Modelle wie die S-Klasse und den Maybach groß heraus.
Doch seit einigen Monaten zeigt sich ein anderes Bild: Die einst kaufkräftige Klientel hält sich in Zeiten der Immobilienkrise merklich zurück. Diese Kaufzurückhaltung, die besonders das Luxussegment betrifft, führte zu einem unvorteilhaften Produktmix und letztlich zu deutlich geringeren Gewinnen.
Analysten wie jene von Barclays und Bernstein Research sehen hier ein strukturelles Problem.
„Die deutsche Dominanz im Luxussegment gerät zunehmend unter Druck,“ kommentieren sie.
Ein weiterer Faktor: Heimische Hersteller in China wie Nio und Xpeng mischen verstärkt im Premiumsektor mit und fordern die Platzhirsche heraus. Das Resultat: Mercedes und andere deutsche Autobauer müssen verstärkt auf Preisnachlässe setzen, um konkurrenzfähig zu bleiben – was die ohnehin schwachen Margen weiter belastet.
Ein strategisches Dilemma für den Konzern
Das schwache Quartalsergebnis veranlasste Mercedes-Benz bereits im September, das Gewinnziel für die Pkw-Sparte zu senken. Statt der vorherigen Erwartung von 12,6 Prozent rechnet der Konzern für das Gesamtjahr nun nur noch mit einer Rendite von 7,5 bis 8,5 Prozent.
Auch der Umsatzblick wurde angepasst: Ein leichtes Minus wird erwartet, nachdem zuvor das Vorjahresniveau als Ziel galt. Diese Entwicklung trifft den Konzern in einer Zeit, in der auch der weltweite Automarkt fundamental schwächelt und die Konkurrenzsituation in China härter wird.
Die Unternehmensstrategie von Mercedes war in den letzten Jahren auf maximale Ertragskraft im Premiumsegment ausgerichtet. Doch dieser Plan scheint angesichts der rückläufigen Nachfrage in China ins Wanken zu geraten. Analysten bezweifeln, dass die Konjunkturpakete Pekings stark genug wirken, um die Nachfrage im Luxussegment wieder anzukurbeln.
Ausblick bleibt angespannt
Die Prognose für das vierte Quartal bleibt zurückhaltend. Mercedes-Benz rechnet in seiner Pkw-Sparte nur mit stabilen Verkaufszahlen auf dem Niveau des schwachen dritten Quartals. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen daher einen leichten Rückgang beim Absatz. Die Hoffnungen, dass sich das zweite Halbjahr erholen könnte, scheinen sich nicht zu erfüllen.
Während der globale Automarkt insgesamt schwächelt, bleibt der wichtigste Markt für Mercedes, China, eine zentrale Herausforderung. Der Rückgang der Gewinne ist ein Indikator für die anhaltenden strukturellen Probleme, die Mercedes und andere deutsche Autobauer in China erwarten. Analysten sprechen von einem „nachhaltig schwierigen Umfeld“, in dem eine schnelle Erholung des Luxusmarkts in weiter Ferne liegt.