01. Oktober, 2024

Politik

Israels Dilemma: Der ewige Kreislauf aus Stärke und Trauma

Israels Dilemma: Der ewige Kreislauf aus Stärke und Trauma

Israels Gesellschaft hat den Glauben an einen friedlichen Ausgang des Nahostkonflikts anscheinend längst verloren. Die politischen Eliten arbeiten intensiv daran, diese Haltung in der Bevölkerung zu bestärken, da sie somit ihre eigene Macht absichern. Seit Jahrzehnten gibt es in Israel keine ernsthafte Friedensinitiative mehr, und die politischen Entscheidungen der jeweiligen Regierungen sind zunehmend konservativer und radikaler geworden. Der Überfall der Hamas im Jahr 2023 hat das historische und politische Trauma eines Volkes, das sich ewig verfolgt und nie zur Ruhe kommend sieht, noch weiter verstärkt. Die Menschen in Israel sind geneigt, Premierminister Benjamin Netanjahu und seinen rechtsradikalen Koalitionspartnern Glauben zu schenken, wenn diese behaupten, dass nur absolute militärische Stärke Sicherheit bieten könne. Die postulierte Maxime lautet: Erst wenn alle Feinde getötet, alle Nicht-Juden beherrscht oder vertrieben sind, werde man Ruhe haben. Doch die Geschichte zeigt, dass Waffen den Hass nicht verschwinden lassen; im Gegenteil, sie befeuern ihn. Armeen sind nicht in der Lage, Terrororganisationen dauerhaft zu vernichten. Sie können diese lediglich temporär schwächen, was deren Wiedererstarken jedoch nicht verhindert, solange der Nährboden für den Hass bestehen bleibt.