19. September, 2024

Politik

Israelischer Geschäftsmann wegen Spionage für Iran angeklagt: Ein Blick hinter die Kulissen

Israelischer Geschäftsmann wegen Spionage für Iran angeklagt: Ein Blick hinter die Kulissen

Ein israelischer Geschäftsmann in den 70ern steht im Zentrum eines brisanten Spionagefalls, der weitreichende Implikationen für die Sicherheitslage im Nahen Osten haben könnte. Nach Angaben der israelischen Sicherheitsbehörde Shin Bet soll der Mann auf Seiten des Iran spioniert und dabei sogar ein Attentat auf den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu vorbereitet haben.

Laut Berichten der Shin Bet wurde der Geschäftsmann mehrfach von der Türkei nach Iran geschleust, teils versteckt in der Kabine eines Lastwagens. Im August diesen Jahres wurde er schließlich festgenommen. Im Iran traf er auf Agenten des iranischen Geheimdienstes, die ihn für Überwachungsaufgaben und die Vorbereitung von Attentaten rekrutieren wollten.

Der Geschäftsmann soll dafür eine Million Dollar gefordert, jedoch lediglich 5.000 Euro erhalten haben. Im Fokus der geplanten Attentate standen neben Netanyahu auch der Chef der Shin Bet, Ronen Bar, sowie der ehemalige Premierminister Naftali Bennett. Diese Angriffe wären eine Vergeltung für die Ermordung des Hamas-Chefs Ismail Haniyeh in Teheran, für die Israel verantwortlich gemacht wurde.

Die Enthüllung dieser Spionageoperation erfolgt zu einem heiklen Zeitpunkt. Erst kürzlich machte die Shin Bet weitere Versuche von Iran und Hizbollah publik, innerhalb Israels Spione und Attentäter zu rekrutieren. Eine dieser Enthüllungen beinhaltete den Plan, einen hochrangigen israelischen Beamten mittels einer ferngezündeten "Claymore"-Mine zu töten.

Für Israel sind solche Mordanschläge auf ranghohe Gegner im Nahen Osten seit Jahrzehnten eine gängige Praxis, wobei in den vergangenen Jahren besonders das iranische Atomprogramm im Fokus stand. Die Ermordung Haniyehs, die in einem Regierungsgebäude geschah, war für Iran besonders peinlich, da er ein Gast des iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian war.

Obwohl Iran bis dato noch keine vergleichbaren Vergeltungsakte gegen israelische Offizielle ins Ausland getragen hat, zeigt dieser Fall eindrucksvoll die gefährliche Eskalationsspirale zwischen den beiden Ländern.

Der Mann wurde bereits im August in Gewahrsam genommen, nachdem er im Mai und August Iran besucht hatte. Interessanterweise ereigneten sich diese Besuche zeitgleich zu steigenden Spannungen zwischen Israel und Iran, die die Region beinahe an den Rand eines Krieges brachten.

Ein hochrangiger Shin-Bet-Offizieller zeigte sich betroffen: "Während Israel an mehreren Fronten Krieg führt, reist ein israelischer Staatsbürger zweimal in einen Feindstaat, trifft sich mit iranischen Geheimdienstagenten und bekundet seine Bereitschaft, schwerwiegende Terrorakte auf israelischem Boden zu begehen." Die Shin Bet warnte vor fortlaufenden Versuchen, "Aktivisten in Israel für nachrichtendienstliche Aktivitäten und Missionen zu rekrutieren".

Die vollständigen Anklagepunkte wurden von der Shin Bet nicht veröffentlicht. Bei israelischen Gerichtsverfahren dieser Art bleibt oft auch ein Großteil der Beweise geheim. Da der Mann nicht identifiziert wurde, stand auch kein Anwalt für eine Stellungnahme zur Verfügung.

Der Geschäftsmann, der Interessen in der Türkei hat, wurde im April von zwei türkischen Männern kontaktiert und zu einem Treffen mit einem wohlhabenden iranischen Geschäftsmann namens "Eddie" eingeladen. Im Mai traf er Eddie sowie einen weiteren Mann, der sich als "iranischer Sicherheitsoperativer" vorstellte.

Bei diesem Treffen bot Eddie dem Geschäftsmann verschiedene Missionen im Dienste des iranischen Regimes an, darunter das Übertragen von Geld oder Waffen, das Fotografieren von belebten Plätzen in Israel und das Bedrohen anderer israelischer Bürger, die vom iranischen Regime ebenfalls rekrutiert wurden.

Im August wurde der Geschäftsmann nochmals nach Iran geschmuggelt und traf erneut auf iranische Geheimdienstler, die ihm neue Aufträge erteilten, darunter Mordanschläge auf Netanyahu, Verteidigungsminister Yoav Gallant oder Shin-Bet-Chef Ronen Bar. Ihm wurden auch Aufgaben wie das Einzahlen von Bargeld an verschiedenen Orten in Israel oder das Anwerben eines Mossad-Agenten für die Rekrutierung von Mördern in Europa aufgetragen.

Obwohl unklar ist, ob der Mann genügend Zeit hatte, diese Aufgaben umzusetzen, verdeutlicht die Zahlung von 5.000 Euro die Ernsthaftigkeit der Situation.