Israelische Bodentruppen drangen in das größte Krankenhaus im Gazastreifen ein und fanden dort Waffen der militanten Gruppe Hamas. Laut der israelischen Armee führten die Soldaten auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen in der Nacht zum Mittwoch eine präzise und gezielte Operation gegen die Hamas im Schifa-Krankenhaus durch. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass sich in der Klinik auch Geiseln befinden. Ein Armeesprecher bestätigte, dass der Einsatz in der Klinik noch andauert.
Bei der Aktion kam es zu heftigen Kämpfen. Es wurde stundenlang geschossen und bombardiert, berichtete ein Arzt der Klinik laut "Washington Post". Der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete von Dutzenden Soldaten, die sich in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgehalten haben sollen. Zudem seien Panzer in einem Hof des Gebäudekomplexes stationiert worden. Die Vereinten Nationen äußerten ihre Besorgnis und betonten, dass Krankenhäuser keine Schlachtfelder sein dürfen.
Die israelische Armee ist überzeugt, dass sich unter dem Krankenhaus eine Kommandozentrale der Hamas befindet. Die Hamas bestreitet diese Angaben. Israel hofft auch, im Klinikkomplex Informationen über den Verbleib der am 7. Oktober von der Hamas entführten Geiseln zu finden.
Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser sind nach dem humanitären Völkerrecht verboten. Allerdings gelten zivile Objekte, die zu militärischen Zwecken missbraucht werden, nicht als geschützt. Das humanitäre Völkerrecht akzeptiert sogar unbeabsichtigte zivile Opfer bei einem Angriff in solchen Fällen. Israel muss jedoch alles tun, um Zivilisten aus der Klinik zu evakuieren, so der Völkerrechtler Daniel-Erasmus Khan von der Universität der Bundeswehr.
Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich zum Zeitpunkt des Berichts mehr als 2000 Menschen in der Schifa-Klinik, darunter etwa 600 Patienten und 1500 Vertriebene. Es wurde bestätigt, dass das Krankenhaus stark belegt ist.
Bei einem Gefecht vor der Klinik wurden Medienberichten zufolge mindestens fünf bewaffnete Hamas-Mitglieder getötet. Israelische Soldaten wurden nicht verletzt.
Der UN-Nothilfekoordinator forderte den Schutz von Zivilisten als oberste Priorität und legte einen Zehn-Punkte-Plan für Gaza vor. Dieser beinhaltet unter anderem eine humanitäre Feuerpause und kontinuierliche Hilfslieferungen. Die UN warnten zudem vor dem Zusammenbruch der humanitären Unterstützung im Gazastreifen aufgrund von Treibstoffmangel.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel vor, eine Vernichtungsstrategie in Gaza zu verfolgen. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, in seinem Gespräch mit Erdogan Differenzen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg anzusprechen. Die Unicef-Direktorin forderte einen sofortigen humanitären Waffenstillstand und die Freilassung aller entführten Kinder.