Israelische Bodentruppen haben Medienberichten zufolge das größte Krankenhaus im Gazastreifen, das Schifa-Krankenhaus, durchsucht und dabei Waffen der islamistischen Hamas gefunden. Laut der israelischen Armee handelte es sich um eine 'präzise und gezielte Operation' aufgrund nachrichtendienstlicher Informationen. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass sich in der Klinik Geiseln befanden. Während der Aktion kam es zu heftigen Kämpfen, bei denen stundenlange Schusswechsel und Bombardements stattfanden. Augenzeugen berichteten von Dutzenden Soldaten, die sich in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgehalten haben sollen. Martin Griffiths, UN-Nothilfekoordinator, äußerte sich entsetzt über den Einsatz des israelischen Militärs im Schifa-Krankenhaus.
Der Grund für den Einsatz ist die Überzeugung des israelischen Militärs, dass sich unter dem Krankenhaus eine Hamas-Kommandozentrale befindet. Die Hamas bestreitet diese Angaben jedoch. Israels Streitkräfte hoffen außerdem, dort Informationen über den Verbleib der bei einer Hamas-Terrorattacke entführten Geiseln zu finden.
Gemäß dem humanitären Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Allerdings gilt dies nicht mehr, wenn diese für militärische Zwecke missbraucht werden. In diesem Fall akzeptiert das humanitäre Völkerrecht sogar unbeabsichtigte zivile Opfer bei einem Angriff. Israel ist jedoch verpflichtet, alles dafür zu tun, um Zivilisten aus der Klinik zu evakuieren.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls mehr als 2000 Menschen, darunter etwa 600 Patienten und 1500 Vertriebene, in der Schifa-Klinik. Es wird berichtet, dass bei einem Gefecht vor der Klinik mindestens fünf bewaffnete Hamas-Mitglieder getötet wurden, während israelische Soldaten unverletzt blieben. UN-Nothilfekoordinator Griffiths forderte einen Zehn-Punkte-Plan für Gaza, der eine humanitäre Feuerpause beinhaltet.
Nach Angaben der UN nimmt nur noch ein Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen Patienten auf. Alle anderen mussten den Betrieb aufgrund eines Mangels an Strom, medizinischem Material und Treibstoff einstellen. Die humanitäre Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen steht laut des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA kurz vor dem Zusammenbruch, da es an Treibstoff fehlt. Der türkische Präsident Erdogan wirft Israel vor, eine 'Strategie zur gesamten Vernichtung' von Gaza zu verfolgen, indem es auf zivile Ziele abzielt.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, in einem Gespräch mit Erdogan die Differenzen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg anzusprechen. Die Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell fordert einen sofortigen humanitären Waffenstillstand und die Freilassung der von der Hamas entführten Kinder.