20. September, 2024

Politik

Israel vor strategischer Herausforderung im Norden

Israel vor strategischer Herausforderung im Norden

Israel sieht sich einer immer komplexeren Bedrohung durch die libanesische Hisbollah gegenüber, die mit Raketen- und Raketenangriffen auf das Land abzielt. Jede Vorstellung einer bevorstehenden Bodeninvasion wird jedoch zurzeit zurückgestellt. Stattdessen scheint das primäre Ziel Israels darin zu bestehen, die Abschreckung wiederherzustellen und die Hisbollah so weit zu schwächen, dass sie nicht länger in der Lage ist, Angriffe fortzusetzen.

Die Notwendigkeit einer solchen Operation ist für Israel offensichtlich, da es nach den Angriffen der Hamas am 7. Oktober letzten Jahres wesentliche Gebiete im Norden verloren hat. Doch israelische Generäle sind sich bewusst, dass solche Militäroperationen schwer zu kontrollieren sind und dass die Gegenseite selten wie erwartet reagiert.

Das Tempo der Ereignisse hat sich in den letzten Wochen beschleunigt. Berichten zufolge hat Israel am Donnerstag 100 Raketenwerfer in Grenznähe zerstört, die von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah als Vergeltung für die Geschehnisse am gleichen Tag vorbereitet worden waren. Am Freitag führten israelische Streitkräfte einen gezielten Schlag gegen Beirut durch und töteten rund zehn hochrangige Hisbollah-Offiziere.

Verteidigungsminister Yoav Gallant betonte, dass die Ressourcen und Energie nun verstärkt in den Norden verlagert werden müssen, trotz fortlaufender Operationen im Gazastreifen. Den geflüchteten Israelis soll ermöglicht werden, in ihre Heimat nahe der israelisch-libanesischen Grenze zurückzukehren, trotz der erheblichen Luftverteidigungsrisiken durch das Hisbollah-Arsenal von geschätzten 150.000 Raketen und Raketenabwehrsystemen.

Nasrallah hat in einer Rede schwerwiegende Reaktionen auf die israelischen Angriffen versprochen und betont, dass Hisbollah weiterhin Israel attackieren wird, solange es keinen Waffenstillstand in Gaza gibt. Die Sicherheitslage in den Grenzgebieten Israels bleibt also angespannt.

Es bleibt unklar, ob die Hisbollah durch die israelischen Angriffe genug Schaden erlitten hat, um vorübergehend Ruhe zu geben, oder ob sie sich nur neu formieren wird. Ein sofortiges Rückzugsmanöver der Hisbollah scheint unwahrscheinlich, was den Druck auf Israel erhöhen könnte, letztlich doch eine Bodeninvasion zu starten.

Ohne eine umfassende Strategie zur Beendigung der Kämpfe, die eine Rückkehr zu einem relativen Sicherheitszustand ermöglicht, könnten taktische militärische Gewinne strategische Verluste nach sich ziehen. Dies könnte Israel in einer weiteren ungeklärten und ressourcenintensiven Besetzung verstricken.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Yahya Sinwar, der Anführer der Hamas, der durch seine fanatischen Ziele und Handlungen die Region zunehmend destabilisiert. Sinwars kalkulierte Provokationen haben bereits zu erheblichem zivilen Leid in Gaza geführt und Israel in eine isolierte Lage manövriert.

Israels Führung wird gut beraten sein, ihre nächsten Schritte im Libanon mit Bedacht zu wählen. Ohne eine tragfähige Exit-Strategie und die Unterstützung der Alliierten könnte sich das Land unvermittelt in einem multi-frontalen Krieg wiederfinden, der weit größere Risiken birgt als ein isolierter Konflikt mit der Hamas.