Eine erneute Verschärfung der Spannungen im Nahen Osten zeigt sich durch den jüngsten Raketenangriff aus dem Iran auf Israel. Am Dienstagabend ertönten die Sirenen landesweit, als die israelische Militärführung die Bevölkerung aufforderte, Schutzräume aufzusuchen. Der Angriff erfolgte als Vergeltung für einen israelischen Militärschlag im April, der hochrangige iranische Militärkommandeure im syrischen Damaskus traf. Damals wurden über 300 Raketen und Drohnen abgefeuert, die dank der vereinten Anstrengungen der USA und ihrer Verbündeten sowie Israels hochentwickelter Luftverteidigungssysteme nahezu vollständig abgefangen wurden. Während der großangelegte Angriff im April im Voraus telegraphiert wurde, bleibt unklar, wie gut Israel auf eine ähnliche Bedrohung vorbereitet ist. Analysten heben hervor, dass ein massiver, koordinierter Angriff die israelischen Verteidigungsschichten überfordern könnte. Bereits damals warnte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari vor der Unvollkommenheit des Systems. Das Herzstück der israelischen Luftverteidigung bildet der Iron Dome. Seit seiner Einführung 2011 hat der Iron Dome tausende Kurzstreckenraketen abgefangen und zeigte während des Gaza-Konflikts 2021 eine beeindruckende Erfolgsquote von 90% bei der Abwehr von Projektilen in bewohnten Gebieten. Sein Erfolg beruht maßgeblich auf einem ausgeklügelten Radarsystem, das von Künstlicher Intelligenz unterstützt wird und so zwischen gefährlichen und harmlosen Raketen unterscheiden kann. Eine maritime Version des Iron Dome, bekannt als C-Dome, wird auf israelischen Kriegsschiffen eingesetzt und hat sich bei der Abwehr von Drohnenangriffen durch Houthi-Milizen im Roten Meer und Hisbollah an den Gasbohrinseln im Mittelmeer bewährt. Dennoch stellt die Hisbollah, ausgestattet mit einem weit größeren und technisch fortschrittlicheren Arsenal, eine bedeutendere Bedrohung dar als Hamas oder die Houthis. Zur Abwehr schwererer Raketen entwickelte Israel das System David’s Sling, das taktische ballistische Raketen in einer Reichweite von 100 bis 300 km abfängt. Das System, das erst im letzten Jahr in den regulären Betrieb ging, hat seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Israels dritte Verteidigungsschicht, die Arrow 2 und 3 Systeme, dient zur Abwehr von Langstreckenraketen und operiert oft außerhalb der Erdatmosphäre. Bei früheren Angriffen konnte sich Israel auf internationale Unterstützung verlassen. So halfen bei dem Angriff im April unter anderem die USA, Großbritannien und Frankreich sowie mehrere nicht namentlich genannte Nahost-Verbündete. Auch am Dienstag ließ die US-Regierung verlauten, dass sie schwere Konsequenzen androhen werde, sollte der Iran erneut einen ballistischen Raketenangriff auf Israel starten.