Die gegenwärtige geopolitische Lage im Nahen Osten stellt die USA und ihre westlichen Verbündeten vor erhebliche Herausforderungen. Nach einem ballistischen Raketenangriff Irans auf Israel versuchen diese, Israels militärische Reaktion zu zügeln, um eine Eskalation im ohnehin angespannten regionalen Umfeld zu vermeiden.
Die Unterstützung Washingtons für Israels Verteidigungsrecht ist eindeutig, doch bestehen Bedenken hinsichtlich einer unverhältnismäßigen Reaktion. Präsident Joe Biden führte Gespräche mit den G7-Staaten, um Sanktionen gegen Teheran zu koordinieren und Israel für ein überlegtes Vorgehen zu gewinnen. „Wir alle sind uns einig, dass sie das Recht haben zu antworten, aber es sollte in einem angemessenen Verhältnis geschehen“, betonte Biden. Dennoch bleibt der Einfluss der USA begrenzt.
Israel erwägt verschiedene Möglichkeiten, auf den Angriff zu reagieren, wobei militärische Ziele im Fokus stehen. Auch wenn einige Stimmen Vergeltung gegen Nuklearanlagen fordern, wird dies laut informierten Kreisen ausgeschlossen. US-Beamte, einschließlich des stellvertretenden Außenministers Kurt Campbell, warnten vor einer breiteren Eskalation, die sowohl Israel als auch strategische US-Interessen beeinträchtigen könnte.
Israels Selbstbewusstsein hat aufgrund jüngster Erfolge gegen die iranisch unterstützte Hisbollah, einschließlich der Tötung ihres Anführers Hassan Nasrallah, zugenommen. Trotz westlicher Bedenken, sprechen Regierungsvertreter von einer möglichen Bereitschaft, sowohl militärische als auch politische Risiken einzugehen, um einen strategischen Sieg über Iran zu erzielen.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matt Miller, erkennt Israels Souveränität bei Entscheidungsfindungen an, wenngleich die USA ihre Ansichten hinsichtlich regionaler Interessen weiterhin betonen. Ein unkontrolliertes Vorgehen könnte die Spannungen weiter schüren.
Der jüngste Angriff am Dienstag wird als Reaktion auf die Tötung Nasrallahs betrachtet und stellte mit doppelter Raketenanzahl eine erhebliche militärische Eskalation dar, obwohl die meisten Geschosse durch Israels Luftabwehr abgewehrt wurden. Nationale Sicherheitsberater wie Jake Sullivan warnen vor ernsten Konsequenzen für Iran, während Analysten betonen, dass die Erlaubnis zur Gegenreaktion nicht als Freifahrtschein missverstanden werden sollte.
Ehemalige US-Beamte wie Dana Stroul und Jonathan Panikoff heben die Notwendigkeit hervor, eine großangelegte regionale Eskalation zu vermeiden, da diese zu erheblichen zivilen Opfern führen könnte. Der Ruf nach Deeskalation steht im Vordergrund, um wirtschaftliche und politische Konsequenzen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen abzuwenden. Eine direkte Bedrohung durch Angriffe auf iranische Nuklearanlagen könnte als existenzieller Angriff aufgefasst werden, der die Konfliktspirale weiter drehen könnte.