21. November, 2024

Crime

Islamistischer Terror: Eine unterschätzte Bedrohung in Deutschland?

Trotz rückläufiger Schlagzeilen ist die Bedrohung durch den Islamischen Staat in Deutschland nach wie vor hoch. Neue Entwicklungen und wachsende Gefährdungshinweise beunruhigen die Sicherheitsbehörden.

Islamistischer Terror: Eine unterschätzte Bedrohung in Deutschland?
Trotz der Zerschlagung des Kalifats bleibt der Islamische Staat weiterhin aktiv und verfolgt eine internationale Agenda. Sicherheitsbehörden warnen vor einer zunehmenden Radikalisierung junger Menschen in Deutschland durch Online-Propaganda.

Die Gefahr ist nicht verschwunden – sie hat nur ihre Gestalt verändert. Während die Öffentlichkeit in den letzten Jahren vielleicht ein wenig den Fokus auf die islamistische Bedrohung verloren hat, warnt das Bundeskriminalamt (BKA) eindringlich:

Der Islamische Staat (IS) und seine Ableger sind nach wie vor aktiv und verfolgen zunehmend internationale Ziele.

„Der IS war nie weg“, betont Sven Kurenbach.

Leiter der Abteilung "Islamistisch motivierter Terrorismus/Extremismus" im BKA.

Eine deutliche Zunahme von Gefährdungshinweisen in den letzten zwei Jahren unterstreicht die anhaltende Brisanz der Situation.

Die Evolution des islamistischen Terrors

Seit seiner Hochphase in den 2010er Jahren hat sich der Islamische Staat einer Metamorphose unterzogen. Zwar ist das sogenannte Kalifat auf irakischem und syrischem Boden weitgehend zerschlagen, doch die Ideologie lebt weiter – und hat sich auf andere Regionen ausgeweitet.

Der "Islamische Staat in der Provinz Khorasan" (ISPK) ist einer dieser gefährlichen Ableger. Diese Gruppe, die ursprünglich in Afghanistan und Pakistan aktiv war, hat zunehmend eine internationale Agenda entwickelt und richtet ihren Blick auch auf Europa.

Soziale Medien werden zunehmend zu einer Brutstätte für extremistische Ideologien. Sicherheitsbehörden beobachten eine wachsende Zahl von Jugendlichen, die durch die Propaganda des IS im Internet radikalisiert werden.

Ein Blick auf die Daten zeigt: Seit 2022 registriert das BKA eine zunehmende Aktivität dieser Gruppe in Deutschland.

Insbesondere seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat sich die Sicherheitslage verändert. Die dadurch entstandene "nach Osten durchlässigere Grenze" habe es auch Personen aus Zentralasien erleichtert, nach Deutschland zu gelangen – Personen, bei denen die Sicherheitsbehörden Verbindungen zur ISPK vermuten.

Die neue Frontlinie: Das Internet

Die Bedrohung durch den Islamischen Staat und andere islamistische Gruppen manifestiert sich nicht nur durch direkte Anschläge, sondern zunehmend auch durch Online-Radikalisierung.

Der Fall des 19-jährigen IS-Anhängers in Österreich, der bei einem Konzert von Taylor Swift ein Blutbad anrichten wollte, zeigt auf erschreckende Weise, wie junge Menschen über soziale Medien indoktriniert werden.

Die Propaganda der Terrorgruppen zielt immer häufiger auf eine jüngere, oft ideologisch weniger gefestigte Zielgruppe ab, die durch geschickte Manipulationstechniken in die Fänge der Terroristen gerät.

Sven Kurenbach warnt davor, die Gefahr zu unterschätzen:

„Wir sprechen bereits seit einiger Zeit von einer 'abstrakt hohen Gefahr' für Deutschland.“

Die Sicherheitsbehörden haben ihre Aufmerksamkeit geschärft, doch die Dynamik des islamistischen Terrors, besonders in der digitalen Sphäre, stellt sie vor enorme Herausforderungen.

Die Zahl der relevanten Hinweise auf potenzielle Bedrohungen ist in den letzten zwei Jahren kontinuierlich gestiegen – eine Entwicklung, die Besorgnis erregt.

Ein unterschätztes Risiko

Während die Weltöffentlichkeit von anderen geopolitischen Krisen und Konflikten in Atem gehalten wird, bleibt die Gefahr des islamistischen Terrors in Deutschland real und präsent.

Die Sicherheitsbehörden sind sich dieser Bedrohung bewusst und arbeiten unermüdlich daran, Anschläge zu verhindern. Doch die zunehmende Radikalisierung im Internet, gepaart mit einer wachsenden internationalen Agenda islamistischer Gruppen wie der ISPK, macht die Arbeit der Behörden zunehmend komplexer und schwieriger.