Inmitten eines globalen Trends, in dem Amtsinhaber von frustrierten Wählern abgewählt werden, schaffen es Irlands dominante politische Parteien, sich behaupten zu können. Unterstützt durch ein großes finanzielles Polster, welches es ihnen erlaubte, weitreichende Wahlversprechen umzusetzen, stehen die Koalitionspartner Fianna Fail und Fine Gael kurz vor der Neubesetzung der Regierung.
Den aktuellen Zahlen zufolge erreichen die beiden Parteien nahezu die 88 Sitze, die für eine Mehrheit im 174-köpfigen Dail, dem irischen Parlament, erforderlich sind. Mit der Unterstützung einer kleineren Partei oder unabhängiger Abgeordneter scheint ihre erneute Regierungsbildung gesichert. Diese Stabilität wird durch einen rapiden Anstieg der Unternehmenssteuererträge gestützt, der durch US-amerikanische Tech- und Pharmaunternehmen mit Standorten in Irland hervorgerufen wurde. Dies bescherte den Parteien einen erheblichen Haushaltsüberschuss, welcher es ihnen erlaubte, Steuern zu senken und die Ausgaben zu erhöhen – ein Mittel, um die Wähler bei Laune zu halten trotz anhaltender Themen wie Wohnungsbau und Gesundheitsversorgung.
Professor Aidan Regan von der University College Dublin stellt fest: "Das Geld hat den Unterschied gemacht. Sie konnten den Wählern zahlreiche Anreize bieten, was erklärt, warum die irischen Amtsinhaber nicht das gleiche Schicksal erlitten haben wie einige ihrer internationalen Kollegen."
Sinn Fein hingegen, die in vergangenen Jahren deutlichen Aufschwung erlebte, musste nun Rückschläge hinnehmen. Ihr Stimmenanteil sank von fast 25% im Jahr 2020 auf 19%. Eine Zusammenarbeit mit Fianna Fail und Fine Gael, angeführt von Mary Lou McDonald, wurde ausgeschlossen.
Der vorläufige Wahlausgang stellt einen Kontrast zu anderen aktuellen Wahlen dar, bei denen Regierungschefs wie im Vereinigten Königreich, in den USA und in Frankreich abgewählt oder stark geschwächt wurden. Während die Stimmenauszählung im Rahmen des irischen Proportionalwahlsystems noch andauert, rückt die Regierungsbildung durch politische Verhandlungen, im Volksmund "Koalitionsologie" genannt, in den Fokus.
In ihrer vorherigen Partnerschaft wechselten Fianna Fails Micheal Martin und Fine Gaels Simon Harris sich in der Rolle des Premierministers, dem sogenannten Taoiseach, ab. Die Wahl verdeutlicht, trotz des Fortbestands des Status quo, das Ausmaß des Wandels innerhalb der irischen Politiklandschaft.