30. September, 2024

Politik

Iran und Israel: Eine Region zwischen Eskalation und Zurückhaltung

Iran und Israel: Eine Region zwischen Eskalation und Zurückhaltung

Der Angriff auf ein iranisches Konsulat in Syrien im April, gefolgt von der Ermordung zweier hochrangiger Führer von Iran-nahen Gruppen, hat die Spannungen im Nahen Osten spürbar erhöht. Dennoch blieb ein umfassender Krieg aus.

Die jüngste Tötung des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah durch Israel in Beirut hat die Situation weiter verschärft. Experten sind sich jedoch einig, dass dies wohl nicht zu einem direkten Krieg mit der Islamischen Republik führen wird. Vielmehr wird Iran versuchen, die Hisbollah in Libanon wieder aufzubauen und seine Stellvertreternetzwerke handlungsfähig zu halten.

Für Iran hat diese Entwicklung einen ernüchternden Charakter. Trotz der symbolischen Bedeutung von Hisbollah und den wiederholten Drohungen, ist eine Eskalation in einen größeren Konflikt unwahrscheinlich. Eine Quelle, die mit der Denkweise der USA vertraut ist, betonte, dass weder Iran noch Hisbollah diese Eskalation vorantreiben wollen, da ihnen die Optionen fehlen.

Ein weiteres unkalkulierbares Risiko bleibt, ob Israel weitere Ziele ins Visier nimmt, während die USA im Wahlkampfmodus sind. Nasrallahs Tötung folgte auf einen Angriff gegen das Kommunikationssystem der Hisbollah mittels explodierender Pager und Walkie-Talkies, was den Druck auf Iran weiter erhöht.

Dina Esfandiary von der International Crisis Group merkte an, dass Iran in eine Situation gedrängt wird, in der viele eine Vergeltung fordern. Doch die derzeitige iranische Führung will keinen Krieg, den sie nicht gewinnen kann, und wird deshalb ihre Antwort wohlüberlegt wählen.

Bereits erste Anzeichen deuten auf die Zurückhaltung Teherans hin, insbesondere angesichts der militärischen Überlegenheit Israels und der verstärkten US-Präsenz in der Region. Mohammad Javad Zarif, ein hochrangiger Berater des iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian, kündigte eine Vergeltung zum passenden Zeitpunkt an. Ayatollah Khamenei betonte, dass die "Achse des Widerstands" weiterhin die Geschicke der Region bestimmen wird.

In Libanon liegt der Fokus darauf, die Reste der Hisbollah zu erhalten und seine Position zu stärken, anstatt sich auf eine direkte Vergeltung zu konzentrieren. Vali Nasr von der Johns Hopkins University unterstrich, dass es für Iran um Abschreckung geht und nicht um Rache.

Angesichts der jüngsten Angriffe und internen Schwachstellen hat Iran viel verloren, darunter auch durch den Tod von Ex-Präsident Ebrahim Raisi. Doch die aktuelle iranische Führung verfolgt eine Politik der vorsichtigen Annäherung an den Westen, um Erleichterungen bei Wirtschaftssanktionen zu erreichen.

Trotz allem bleibt die Hisbollah ein zentraler Akteur mit beträchtlichen Ressourcen und einer bedeutenden Unterstützung durch den Iran, was ihre Position trotz der jüngsten Verluste untermauert.

Es bleibt jedoch zu beobachten, ob Iran tatsächlich in der Lage ist, die vielen gezielten Schläge Israels wirksam zu erwidern. Barbara Slavin vom Stimson Center betonte, dass Iran wohl zu Guerillataktiken und strategischer Geduld zurückkehren wird, während Israel weiterhin bereit ist, die Eskalation voranzutreiben.