Rafael Grossi, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), ist derzeit in Teheran, um die Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm voranzutreiben. Erste Gespräche führte er mit Außenminister Abbas Araghtschi, bevor er sich mit dem Chef der iranischen Atomenergieorganisation, Mohammed Eslami, und erstmals mit dem Präsidenten Massud Peseschkian austauschen wird. Grossi zeigte sich zuletzt besorgt über die wachsende Menge hoch angereicherten Urans im Iran und kritisierte, dass Teheran keine erfahrenen IAEA-Inspektoren ins Land lässt. Zudem seien Gespräche über geheime nukleare Aktivitäten lange überfällig. Ziel der aktuellen Verhandlungen sei es, bestehende Vereinbarungen umzusetzen und die erforderliche Transparenz für die effektive Arbeit der Behörde zu schaffen. Im Rahmen des Wiener Abkommens von 2015 hatte der Iran zugesagt, sein Atomprogramm zu begrenzen, was zur Aufhebung westlicher Sanktionen führte. Nach dem Austritt der USA aus dem Abkommen und der Wiedereinführung von Sanktionen ignorierte der Iran schrittweise die getroffenen Vereinbarungen. Der Anreicherungsgrad von Uran wurde auf 60 Prozent erhöht, mit über 6.000 Kilogramm angereichertem Uran im Gesamtvorrat, während die Zusammenarbeit mit der IAEA erheblich eingeschränkt wurde. Peseschkian unterstrich in seinem Wahlkampf den Wunsch, die Atomverhandlungen mit dem Westen wiederzubeleben, um die belastenden internationalen Sanktionen aufzuheben, die das Land in eine massive Wirtschaftskrise gestürzt haben. Der Besuch Grossis könnte als erster Schritt in diese Richtung gewertet werden, jedoch sehen Experten aufgrund der angespannten politischen Lage kaum Chancen auf baldige Fortschritte in Verhandlungen mit den westlichen Vertragspartnern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Der designierte US-Präsident Donald Trump lehnt das Abkommen weiterhin ab, und auch die Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran sind nach der Hinrichtung eines Deutsch-Iraners eingefroren. Frankreich und Großbritannien zeigen derzeit wenig Bereitschaft, die Gespräche aufzunehmen. Zudem bleibt die Kriegsgefahr mit Israel ein stetiger besorgniserregender Faktor; Angriffe auf iranische Atomanlagen könnten nicht ausgeschlossen werden.