Der Iran steht offenbar kurz davor, sich freiwillig bei der Produktion von hochangereichertem Uran einzuschränken. Diese überraschende Nachricht kommt von Rafael Grossi, dem Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), nachdem er kürzlich Gespräche in Teheran geführt hatte. In einem vertraulichen Bericht an die Deutsche Presse-Agentur wird erwähnt, dass der Iran in den letzten Monaten seine Bestände an Uran mit einer Reinheit von etwa 60 Prozent signifikant erhöht hat – auf inzwischen 182 Kilogramm. Ein deutlicher Zuwachs, den Teheran nun offenbar nicht weiter ausbauen möchte.
Dieser Schritt mag den aktuellen Spannungen in der Region geschuldet sein. Ein hochrangiger Diplomat aus Wien berichtete, dass Grossi diese Maßnahme empfohlen habe, um die Lage zu beruhigen. Hinzu kommt, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jüngst bekannt gab, ein israelischer Angriff im Oktober habe eine Komponente des iranischen Atomprogramms beschädigt.
Die Zukunft der Selbstbeschränkung hängt jedoch maßgeblich von einer möglichen Resolution ab, die von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA vorbereitet wird. Diese wird ab Mittwoch die IAEA-Sitzung beschäftigen. Sollte der Resolutionstext angenommen werden, könnte Grossi den Auftrag erhalten, einen umfassenden Bericht auszuarbeiten. Dieser könnte einen Weg ebnen, um den UN-Sicherheitsrat mit dem Thema zu befassen. Interessanterweise könnte ein Iran-kritischer Bericht wiederum zu einer Verschärfung der iranischen Atomaktivitäten führen oder die Überprüfungsmöglichkeiten der IAEA einschränken.
Experten warnen, dass etwa 50 Kilogramm an 60-prozentigem Uran für einen Atomsprengkopf erforderlich wären, wobei die Anreicherung zur Waffenfähigkeit auf 90 Prozent gesteigert werden müsste. Auch wenn der Iran offiziell kein Interesse an Atomwaffen bekundet, gab es jüngst vereinzelt Äußerungen aus Teheran, die eine mögliche Veränderung dieser Haltung andeuten könnten.
Ursprünglich hatte sich der Iran im Jahr 2015 verpflichtet, sein Atomprogramm zu beschränken, um im Gegenzug Sanktionen des Westens aufgehoben zu sehen. Dieses Abkommen erlitt jedoch 2018 einen Rückschlag, als die USA unter der Administration von Donald Trump ausstiegen. In der Folge verringerte der Iran die Zusammenarbeit mit der IAEA und erhöhte seine Uranproduktion.