26. April, 2025

Wirtschaft

Investmentwelt erschüttert durch neuen Belästigungsskandal: Klage gegen TP ICAP und Citigroup

Investmentwelt erschüttert durch neuen Belästigungsskandal: Klage gegen TP ICAP und Citigroup

Ein aufsehenerregender Fall von sexueller Belästigung erschüttert derzeit die Finanzwelt. Christine O'Reilly, Brokerin beim Interdealer-Broker TP ICAP, hat eine umfangreiche Klage gegen ihren Arbeitgeber, Citigroup sowie ihre Vorgesetzte Janie McCathie eingereicht. O'Reilly behauptet, sie habe jahrelang unter den ungebetenen Avancen von Benjamin Waters, einem Trader bei Citigroup, gelitten. Waters habe ihr nächtliche Nachrichten geschickt, Gerüchte über eine angebliche Affäre streuen lassen und sogar versucht, ihr in ihr Hotelzimmer zu folgen. Schließlich sah sich O'Reilly gezwungen, Waters im Jahr 2023 auf WhatsApp zu blockieren, da die Belästigungen unerträglich wurden. Doch ihre Vorgesetzte McCathie zwang sie, die Sperre rückgängig zu machen. Laut der Klage habe sie ihre berufliche Zukunft an eine Duldung der Belästigungen knüpfen müssen. Die Klage, die vor einem Bezirksgericht in Manhattan eingereicht wurde, zeigt das dunkle Gesicht der Finanzbranche und beschreibt detailliert, wie Trader ihre Machtposition missbrauchen, um unangemessene persönliche Gefallen von Brokern zu erzwingen. Waters ist nicht der einzige Mitarbeiter von Citigroup, der in diesem Zusammenhang bekannt ist; ein zweiter Mitarbeiter soll von den Vorgängen gewusst haben, jedoch nicht eingegriffen haben. Der Skandal zieht weitere Kreise, da die Klage mehrfach bestätigt, dass niemand sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hinnehmen sollte. „Kein Profi sollte sich zwischen dem Ertragen von Belästigungen und dem Verlust der Karriere entscheiden müssen – das ist Erpressung,“ so der Anwalt von O'Reilly, Seth Redniss. Citigroup bestätigte gegenüber dem Magazin Fortune, dass „die beiden direkt mit Citigroup in Zusammenhang stehenden Personen, die in der Klage namentlich genannt werden, nicht länger für die Bank tätig sind,“ aber lehnte weitere Kommentare ab. TP ICAP hat auf wiederholte Anfragen um Stellungnahme nicht reagiert. Bereits im Juni 2017 wurde O'Reilly zur Brokerin in der Delta One MSCI-Abteilung von ICAP in New York befördert, wo sie begann, McCathie zu berichten, die in London ansässig ist. In dieser Zeit lernte sie auch Waters kennen, der als einflussreicher Trader beschrieben wird, der bedeutende Kapitalflüsse steuern konnte. Zwischen 2020 und 2023 häuften sich die ungebetenen Avancen von Waters, von denen McCathie laut Klagevolumen vollens wusste. Die Klage enthält Screenshots von wiederholten Videoanrufen und Nachrichten auf WhatsApp, die Waters trotz ausbleibender Antworten an O'Reilly schickte. Weiterhin soll Waters explizite Nachrichten und beinahe nackte Fotos einer angeblichen Freundin an sie gesendet haben. Auch auf Instagram bombardierte er sie mit Nachrichten. Nach einem Vorfall im Juli 2023, bei dem O'Reilly Waters blockierte, zwang McCathie sie, die Blockierung aufzuheben. Waters ließ ihr daraufhin ein Bild von sich und McCathie zukommen, um seine vermeintlich unantastbare Position hervorzuheben. Im September 2023 kommentierte Waters zudem einen Instagram-Post von O'Reilly unangemessen, woraufhin sie ihn öffentlich zur Rede stellte. Ihre Vorgesetzten mahnte sie daraufhin, den Kunden nicht zu verärgern und versuchten, die Beziehung zu Waters durch eine für O'Reilly verfasste Entschuldigung zu kitten. Für Citigroup stellt der Fall bereits die zweite Klage wegen sexueller Belästigung innerhalb eines Jahres dar. Bereits im November beschuldigte eine Managing Director der Equities Division einen Top-Banker, Drohungen gegen sie und ihre Kinder ausgesprochen zu haben. O'Reilly, derzeit noch bei TP ICAP angestellt, befindet sich seit der Einreichung ihrer formellen Beschwerde im Frühjahr im bezahlten Urlaub. Sie äußerte gegenüber Bloomberg: „Ich weiß, dass dies das Ende meiner Brokerkarriere bedeuten könnte. Aber ich hoffe, dass die Leute durch das Lesen dieser Dinge erkennen, wie falsch es ist.“