08. September, 2024

Unternehmen

Thoma Bravo übernimmt Compliance-Anbieter EQS

US-Investor übernimmt Ad-hoc-Mitteilungsdienst EQS für 400 Millionen Euro.

Thoma Bravo übernimmt Compliance-Anbieter EQS
Thoma Bravo tanzt den Deutschland-Tango: Greift er nach EQS, oder nur nach den Sternen? Wir sind gespannt, ob dieser Deal die deutsche Finanzszene zum Beben bringt – oder nur für heiße Luft sorgt.

Frankfurt - In einem bedeutenden Schachzug betritt die renommierte US-Private-Equity Firma Thoma Bravo erstmals das deutsche Spielfeld und sichert sich den Investor-Relations-Dienstleister EQS für beeindruckende 400 Millionen Euro. Das entspricht einem Aufschlag von 53 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Mittwoch und markiert einen historischen Moment in der Beziehung zwischen Thoma Bravo und der deutschen Wirtschaft.

Die Übernahme umfasst nicht nur den Kauf des Unternehmens selbst, sondern auch eine substantielle Kapitalerhöhung in Höhe von 40 Millionen Euro, die Thoma Bravo einleitet, um das geplante Wachstum von EQS zu unterstützen. Diese Initiative wird von Vorstand und Aufsichtsrat von EQS enthusiastisch unterstützt.

Irina Hemmers, Partnerin bei Thoma Bravo, betont, dass die angekündigte Kapitalerhöhung erst der Anfang ist: "Thoma Bravo steht bereit, EQS mit Kapital und Expertise zu unterstützen und auch mögliche Zukäufe zu finanzieren." Mit beeindruckenden Prognosen von EQS für 2026/27, einem Umsatz von 130 Millionen Euro und einem Ebitda von 39 Millionen Euro, sieht Hemmers weiteres

Potenzial für ein beachtliches Wachstum:

„Als privates Unternehmen in Partnerschaft mit Thoma Bravo und mit einer ambitionierten Akquisitionsstrategie halten wir es für möglich, dass EQS sich über die Jahre in Richtung Milliardenunternehmen entwickelt.“

EQS, vor allem bekannt als Eigentümer der ehemaligen DGAP, die maßgeblich für die Verbreitung von Pflichtmitteilungen börsennotierter Unternehmen im deutschsprachigen Raum verantwortlich war, sieht in Thoma Bravo nicht nur einen neuen Eigentümer, sondern auch einen strategischen Partner für datenbasierte Entscheidungen.

„Mithilfe von Thoma Bravo und deren Expertise aus 450 Software-Investments werden wir Entscheidungen künftig noch stärker datenbasiert und weniger aus dem Bauch heraus treffen können“, kommentiert Achim Weick, Gründer und Vorstandschef von EQS.

Für Thoma Bravo bedeutet diese Übernahme einen Meilenstein, da es die erste Investition des Investors in ein deutsches Unternehmen darstellt. Mit einem Vermögen von 131 Milliarden Dollar verwaltet Thoma Bravo bereits eine beeindruckende Portfolio an Software-Investitionen.

EQS, als maßgeblicher Akteur in den großen Trends der Digitalisierung, Regulierung und ESG-Kriterien (Umweltschutz, Sozialstandards, Unternehmensführung), profitiert von seiner Präsenz im gesamten DAX. Alle DAX-Unternehmen nutzen die EQS-Software, insbesondere das "EQS-Cockpit", für ihre Kommunikation mit Investoren und die Steuerung von Compliance-Prozessen, einschließlich der anonymen Meldungen von Whistleblowern.

Trotz eines beeindruckenden Wachstums und steigender Nachfrage schreibt EQS seit Jahren rote Zahlen. Die Umsätze stiegen von 30 Millionen Euro im Jahr 2017 auf zuletzt 61 Millionen Euro, jedoch begleitet von einem Verlust von 3,3 Millionen Euro im Jahr 2022.

Für 2023 plant EQS eine weitere Steigerung der Erlöse auf 71 bis 74 Millionen Euro und eine Verdopplung des operativen Ergebnisses (Ebitda) auf neun bis elf Millionen Euro. Diese ambitionierten Ziele wurden durch Gesetzesverzögerungen, insbesondere der EU-Whistleblower-Richtlinie, beeinträchtigt, was zu einem Aufschub des Mittelfristziels von 130 Millionen Euro Umsatz und einer Rendite (Ebitda-Marge) von mindestens 30 Prozent führt.

Die Übernahme von EQS durch Thoma Bravo signalisiert nicht nur eine strategische Partnerschaft, sondern auch eine neue Ära für deutsche Unternehmen im Fokus globaler Investoren.

Die InvestmentWeek wird weiterhin aufmerksam verfolgen, wie diese Entwicklung die deutsche Wirtschaftslandschaft beeinflusst und welche neuen Wege sich für deutsche Unternehmen durch diese transatlantische Partnerschaft eröffnen.