In Bangladesch hat ein bedeutendes rechtspolitisches Drama seinen Lauf genommen, das weltweite Aufmerksamkeit erregen könnte. Die Behörden des Landes haben Interpol um Unterstützung gebeten, um die untergetauchte Ex-Premierministerin Sheikh Hasina ausfindig zu machen. Diese Entwicklung folgt einem bereits am Sonntag eingereichten Antrag, wie der Chefankläger des Internationalen Straftribunals von Bangladesch, Muhammad Tajul Islam, mitteilte. Hasina sieht sich schweren Anschuldigungen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegenüber.
Das politische Klima in Bangladesch war im Aufruhr, seitdem die langjährige Regierungschefin Anfang August unter massivem öffentlichen Druck und nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften zurücktrat. In einem dramatischen Schritt suchte Hasina mit einem Militärhubschrauber Zuflucht in Indien, das ihr Asyl gewährt hat. Die Proteste, zunächst von Studenten gegen die umstrittene Wiedereinführung eines Quoten-Systems im öffentlichen Dienst initiiert, kulminierten in der Forderung nach ihrem Rücktritt. Diese Eskalation führte zu Hunderten von Todesfällen im Zuge der Unruhen.
Im Oktober erließ das Internationale Straftribunal in Bangladesch Haftbefehle gegen Hasina und 45 weitere Personen, einschließlich ehemaliger Parteifreunde. Eine mögliche Zustimmung Interpols auf den Antrag könnte zur Ausgabe einer sogenannten Red Notice führen. Diese informiert die 196 Interpol-Mitgliedstaaten über gesuchte Personen und fordert Unterstützung bei deren Festnahme – jedoch ohne rechtliche Verpflichtung zur Zusammenarbeit. Damit bleibt abzuwarten, wie Indien auf diese internationale Initiative reagieren wird.