Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung offenbart die Dringlichkeit der Zuwanderung von Fachkräften: Bis zum Jahr 2040 benötigt Deutschland jährlich etwa 288.000 internationale Arbeitskräfte, um den Bedarf des Arbeitsmarktes zu decken. Momentan sind die Migrationszahlen jedoch deutlich niedriger, warnt die Migrationsforscherin Susanne Schultz. Die Barrieren für Erwerbsmigration müssen gesenkt und die Rahmenbedingungen für Zuwanderer verbessert werden. Der Fall eines gut ausgebildeten IT-Spezialisten aus Syrien verdeutlicht die Herausforderungen. Trotz erfolgreichem Studium in Nordrhein-Westfalen und sehr guten Leistungen verließ er Deutschland aus Frustration über Diskriminierungserfahrungen und mangelnde Jobangebote. Nun sieht er in der Schweiz eine freundlichere Umgebung für sich. Solche Fälle sind laut Schultz keine Einzelfälle, und es liegt in Deutschlands Interesse, diesen Abwanderungstrend umzukehren und sich als attraktives Einwanderungsziel zu positionieren. Ohne signifikante Zuwanderung würde die Beschäftigtenzahl von aktuell 46,4 Millionen auf 41,9 Millionen bis 2060 sinken. Besonders Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und das Saarland wären betroffen. Zuwanderer aus Drittstaaten gewinnen zunehmend an Bedeutung, da die Nettozuwanderung aus EU-Ländern deutlich zurückgegangen ist. Trotz liberalisierter Einwanderungsgesetze erschweren Bürokratie, Diskriminierung und restriktive Behörden die effektive Integration von Fachkräften. Der Migrationsforscher Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung beobachtet, dass hochqualifizierte Zuwanderer im deutschen Arbeitsmarkt oft auf Ablehnung stoßen, besonders in akademischen und führenden Positionen. Trotz guter Integration und Qualifikation berichten sie von Diskriminierungen. Diese Problematik ist nicht auf Deutschland beschränkt, zeigt sich aber auch in anderen europäischen Ländern und den USA. Im Gegensatz dazu hat die Schweiz seit Jahren eine starke internationale Arbeitskräftepräsenz, wo Ausländer und Migranten auch in Top-Positionen vertreten sind. Die Weglassung solcher Diskriminierungen und der Abbau von Hürden könnte nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch das gesellschaftliche Zusammenleben stärken und die Offenheit gegenüber Migration fördern.