Die deutsche Wirtschaft steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Ohne die Beteiligung von Arbeitskräften aus Drittstaaten wäre ein funktionierender Arbeitsmarkt kaum vorstellbar. Eine kürzlich in Nürnberg gehaltene Ansprache der Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, hat dies deutlich gemacht. Der Anteil der Beschäftigten von außerhalb der Europäischen Union wächst und bildet bereits die größte Gruppe an Jobanfängern in Deutschland. Diese Entwicklung ist auf demografische Veränderungen zurückzuführen, die zugleich die Landschaft des hiesigen Ausbildungsmarktes beträchtlich beeinflussen.
Vor allem die Zahlen sprechen Bände: Die Ukraine, Indien und die Türkei sind prominente Staaten, aus denen sich viele ins Berufsleben in Deutschland integrieren. Beispielsweise kamen aus der Ukraine innerhalb eines Jahres über 50.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer. Ähnlich verhält es sich mit Indien, aus dem 24.000 Fachkräfte ihren Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt fanden. Mit der Rente der Babyboomer-Generation verschiebt sich das Gleichgewicht, und es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften.
Nichtsdestotrotz bleibt die Zahl der offenen Stellen signifikant. Fast 700.000 Positionen sind nach wie vor nicht besetzt, was die Bedeutung internationaler Fachkräfte unterstreicht. Insbesondere Menschen, die bereits in Deutschland leben und arbeitssuchend sind, treffen auf Schwierigkeiten. Mangelnde Qualifikation oder höheres Alter sind oft Hürden auf dem Weg zurück in die Beschäftigung. Hinzu kommt, dass die Zuflüsse aus EU-Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Polen abnehmen, da diese Staaten mit ähnlichen demografischen Herausforderungen konfrontiert sind.
Die jüngsten Daten zur Arbeitslosigkeit zeigen eine saisonbedingte Zunahme auf 2,805 Millionen Menschen. Damit ist die Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent gestiegen. Trotzdem hält sich der deutsche Arbeitsmarkt wacker, mit einer stabilen Beschäftigungs- und Arbeitskräftenachfrage, die den jährlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Grenzen hält – insbesondere im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten.
Bemerkenswert ist auch die Lage auf dem Ausbildungsmarkt: Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, obwohl die Zahl der Suchenden gestiegen ist. Unternehmen und zukünftige Auszubildende finden nicht zueinander, was zu einer beachtlichen Diskrepanz zwischen offenen Stellen und Bewerbern führt.
Abschließend betrachtet setzt sich der deutsche Arbeitsmarkt mit einer Vielzahl von Herausforderungen auseinander. Während die Beschäftigungszahlen durch internationale Neuankömmlinge gestützt werden, muss eine langfristige Strategie für die stetigen demografischen Verschiebungen und die Besetzungsproblematik auf dem Ausbildungsmarkt gefunden werden.