Der renommierte Chiphersteller Intel erlebt derzeit turbulente Zeiten. Nach gerade einmal knapp drei Jahren endet nun Pat Gelsingers Amtszeit als CEO unerwartet. Die Bekanntgabe seines Rücktritts, die von friedlichen Tönen begleitet wurde, verbirgt kaum die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen nun steht. Gelsinger beschreibt seinen Abschied als "bitter-süß", während der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Yeary den Wunsch äußert, das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.
Unter Gelsingers Leitung hat die Intel-Aktie beachtliche 61 Prozent ihres Wertes verloren und stellt damit das Schlusslicht am PHLX Semiconductor Index dar. Im gleichen Zeitraum legte der S&P 500 um 53 Prozent zu. Angesichts dieser Entwicklung nährt Gelsingers Rücktritt Hoffnungen auf einen Neuanfang. Entsprechend konnte die Intel-Aktie am Montag zunächst einen Kurssprung von über fünf Prozent verzeichnen, wenngleich sie den Handelstag leicht im Minus beendete.
Während die Suche nach einem neuen CEO im Gange ist, übernehmen Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, verantwortlich für das PC-Chip-Geschäft, interimistisch die Führungsrollen. Diese Doppelspitze stellt die Weichen in einer entscheidenden Phase: Intel befindet sich in einem Wettrennen, um mit dem Branchenriesen Taiwan Semiconductor Manufacturing gleichzuziehen.
Das Herzstück dieses Unterfangens ist der Produktionsprozess namens Intel 18A, dessen erste Chips Mitte nächsten Jahres ausgeliefert werden sollen. Sie sind der letzte Schritt in Gelsingers ehrgeizigem Plan, innerhalb von vier Jahren fünf Technologie-Generationen zu durchlaufen. Der Führungswechsel zu diesem späten Zeitpunkt in dieser Strategie hinterlässt Fragezeichen hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens. Joshua Buchalter von TD Cowen und Stacy Rasgon von Bernstein äußerten Bedenken, dass Gelsingers abruptes Ausscheiden negative Auswirkungen auf Intels Fahrplan für technologische Fortschritte haben könnte.