19. September, 2024

Technologie

Intel verschiebt Werksbau in Magdeburg – Vereinbarte Investitionen auf Eis gelegt

Intel verschiebt Werksbau in Magdeburg – Vereinbarte Investitionen auf Eis gelegt

Der angeschlagene Halbleiterriese Intel hat angekündigt, den Bau seines geplanten Werkes in Magdeburg vorerst auszusetzen. Firmenchef Pat Gelsinger gab bekannt, dass sich das Mammutprojekt um etwa zwei Jahre verzögern werde. Intel sieht sich mit erheblichen Verlusten konfrontiert und hat daher ein umfassendes Sparprogramm eingeleitet.

Das Werk in Magdeburg sollte ursprünglich bis zu 3.000 Arbeitsplätze schaffen und wurde mit einer Investitionssumme von rund 30 Milliarden Euro veranschlagt. Die deutsche Bundesregierung hatte finanzielle Hilfen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro zugesagt, jedoch musste die EU-Kommission diesen Förderungen noch zustimmen. Trotz optimistischer Erwartungen der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, dass die EU-Fördermittel bis Jahresende freigegeben würden, blieb die Entscheidung aus.

Intel kämpft derzeit mit massiven finanziellen Herausforderungen. Allein im letzten Quartal musste der Konzern einen Milliardenverlust hinnehmen. Gelsinger reagierte Anfang August mit der Ankündigung, rund 15.000 Arbeitsplätze abzubauen, was etwa 15 Prozent der Gesamtbelegschaft entspricht. Ziel ist es, bis zum kommenden Jahr Einsparungen von mehr als zehn Milliarden Dollar zu realisieren.

Gelsinger hatte zuvor angekündigt, dass moderne Produktionsmethoden in Magdeburg eingesetzt werden sollten, um Intel wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz – insbesondere TSMC aus Taiwan – zu bringen. Diese Pläne wurden nun zunächst ad acta gelegt. Auch die Investitionen in Polen werden vorerst gestoppt, während Intel weiterhin in neue Werke in den USA investiert und in Zusammenarbeit mit der Cloud-Sparte von Amazon an neuen Chips arbeitet.

Bereits im Vorfeld hatte Intel umfangreiche Genehmigungsverfahren durchlaufen, die unter anderem eine mehrmonatige Prüfung eines rund 2.000-seitigen Bauantrags sowie Anhörungen von Verbänden und Kommunen umfassten. Zu Gelsingers strategischem Plan gehörte es, Intel stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu machen und durch modernste Produktionsverfahren im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Verschiebung stellt somit einen Rückschlag für diese Strategie dar.

Intel hatte einst eine dominierende Stellung in der Chipbranche inne, fiel jedoch nach dem verlorenen Wettlauf um die Vormachtstellung in Smartphones zurück. Während Intel noch immer stark im PC-Sektor ist, haben sich bei mobilen Geräten sparsamere Prozessoren durchgesetzt, bei denen Konkurrenten wie Qualcomm und TSMC dominieren.