Die geplante Übernahme von Intel durch QUALCOMM sorgt für Schlagzeilen – doch möglicherweise kommt die Mega-Transaktion nie zustande. Insider berichten, dass das Interesse von QUALCOMM an der Komplettübernahme deutlich abgenommen habe. Stattdessen könnte der Konzern auf den Zukauf einzelner Geschäftsbereiche umschwenken.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf gut informierte Kreise berichtete, gibt es intern Zweifel an der Machbarkeit einer vollständigen Übernahme.
Wir berichteten bereits:
Mit einem geschätzten Marktwert von über 100 Milliarden US-Dollar wäre die Transaktion eine der größten in der Geschichte der Halbleiterbranche – und entsprechend komplex. Vertreter beider Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ab.
Hürden in Milliardenhöhe: QUALCOMM zögert
Die Herausforderung für QUALCOMM liegt in mehreren Faktoren. Neben Intels hohen Schulden von mehr als 50 Milliarden US-Dollar müsste der Konzern langwierige kartellrechtliche Prüfungen durchlaufen – insbesondere in China, einem Schlüsselmarkt für beide Unternehmen.
„Eine so große Übernahme ist mit enormen Risiken verbunden, insbesondere in der aktuellen geopolitischen Lage“, erklärt Mark Redding, Analyst bei der Investmentfirma TechEdge. „China könnte die kartellrechtliche Prüfung als politisches Druckmittel nutzen, was die Übernahme auf Jahre hinaus blockieren könnte.“
Intel steht finanziell stark unter Druck. Der einstige Branchenführer kämpft mit hohen Verlusten, enttäuschenden Quartalszahlen und einem Umsatzrückgang. Im vergangenen Quartal kündigte das Unternehmen an, 15 Prozent der Belegschaft abzubauen, um die Kosten zu senken und wettbewerbsfähiger zu werden.
QUALCOMM hingegen befindet sich in einer stärkeren Position: Mit einer Marktkapitalisierung von 176 Milliarden US-Dollar liegt der Konzern deutlich vor Intel (107 Milliarden US-Dollar), wenngleich beide im Vergleich zum Branchenprimus NVIDIA (3,3 Billionen US-Dollar) weit abgeschlagen sind.
Strategiewechsel: Fokus auf Einzelteile statt Komplettpaket
Laut Insidern könnte QUALCOMM nun eine alternative Strategie verfolgen. Statt das gesamte Unternehmen zu übernehmen, prüft der Konzern offenbar den Kauf einzelner profitabler Geschäftsbereiche von Intel.
Besonders attraktiv seien Intels Infrastruktur-Sparte sowie Technologien für mobile Netzwerke, die gut zu QUALCOMMs bestehendem Portfolio passen würden.
„Ein gezielter Zukauf einzelner Sparten könnte QUALCOMM strategisch besser positionieren, ohne die massiven Schulden oder regulatorischen Hürden einer Komplettübernahme auf sich zu laden“, so Redding.
Intel in der Krise: Sinkender Stern eines einstigen Giganten
Die Probleme bei Intel sind seit Jahren offensichtlich. Einst Marktführer bei Prozessoren, hat das Unternehmen den Anschluss an Konkurrenten wie AMD und NVIDIA verloren. Besonders der Boom im Bereich Künstliche Intelligenz und Grafikkarten hat Intel auf dem falschen Fuß erwischt.
Während NVIDIA mit seiner innovativen Chip-Technologie neue Maßstäbe setzt, kämpfen Intels Prozessoren mit technologischem Stillstand.
„Intel hat die Zeichen der Zeit zu spät erkannt“, sagt Sarah Collins, Tech-Expertin bei der Beratungsfirma Silicon Insights. „Das Unternehmen ist zu abhängig von veralteten Produkten und hat es versäumt, frühzeitig in Zukunftstechnologien zu investieren.“
Trotz der Krise gibt es bei Intel Hoffnung auf eine Trendwende. Das Unternehmen arbeitet an einer umfassenden Restrukturierung und will in den kommenden Jahren vor allem im Bereich der Chipfertigung aufholen. Doch der Weg zurück an die Spitze scheint weit.
Börsianer reagieren positiv – vorerst
Die Unsicherheiten um die Übernahme haben die Aktienkurse beider Unternehmen nur kurzzeitig bewegt. Am Dienstag legten QUALCOMM-Titel um 0,72 Prozent auf 159,96 US-Dollar zu. Auch die Intel-Aktie verzeichnete einen leichten Anstieg um 0,60 Prozent auf 25,01 US-Dollar.