30. Oktober, 2024

Technologie

Intel streicht massiv Stellen und setzt auf Sparkurs: Herausforderungen und Chancen

Intel streicht massiv Stellen und setzt auf Sparkurs: Herausforderungen und Chancen

Der einstige Halbleiter-Pionier Intel befindet sich im Umbruch und greift zu drastischen Maßnahmen, um die Kostensituation zu stabilisieren. CEO Pat Gelsinger informierte die Belegschaft, dass rund 15.000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent der gesamten Belegschaft – abgebaut werden sollen. Mit diesem Schritt verfolgt das Unternehmen das Ziel, bis zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einzusparen.

In einer offiziellen Pressemitteilung ließ Intel gar durchblicken, dass der Stellenabbau möglicherweise über die kommunizierten 15 Prozent hinausgehen könnte. Angesichts der gegenwärtigen Mitarbeiterzahl von 116.500 Beschäftigten bei Intel und rund 125.000 im Konzernverbund inklusive Tochterunternehmen, scheint die Zahl der zu kürzenden Arbeitsplätze erheblich.

Zur Neuausrichtung von Intel gehört, sich verstärkt als Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu positionieren, um gegen etablierte Produzenten wie TSMC konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig versucht das Unternehmen, ein entscheidendes Element in den Bestrebungen zu werden, die Chip-Produktion aus Asien zurück in den Westen zu verlagern.

Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist der Bau eines modernen Werks in Magdeburg, in das rund 30 Milliarden Euro investiert werden sollen. Hierfür steht Intel jedoch noch aus, milliardenschwere Subventionen und behördliche Genehmigungen zu erhalten. Der Spatenstich ist für Ende des Jahres geplant, mit einem Produktionsbeginn im Jahr 2027. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Sparzwang diese ambitionierten Deutschland-Pläne beeinflussen wird.

Intel hatte einst die Chipbranche dominiert, verlor jedoch an Boden, insbesondere im Wettstreit um den mobilen Hauptprozessor in Smartphones. Hier setzten sich stromsparende Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch – eine schmerzhafte Niederlage für den Halbleiter-Riesen.

Auch im traditionellen PC-Markt wächst der Druck auf Intel. Apple hat die gesamte Modellpalette seiner Mac-Computer auf eigenentwickelte Arm-Chips umgestellt, die längere Batterielaufzeiten ermöglichen. Microsofts neue Windows-PCs mit KI-Funktionen setzen ebenfalls zunächst auf Arm-Chips. Intels Prozessoren sollen folgen, müssen jedoch erst den Markt erobern.

Eine besonders schmerzliche Entwicklung ist der Erfolg von Nvidia, dessen Chipsysteme zur Künstlichen Intelligenz Intel weit hinter sich gelassen haben. Trotz Intels Bemühungen, im KI-Segment mitzuhalten, führt Nvidia hier das Feld an.

Teil des Sparprogramms ist auch die vorerst ausgesetzte Dividendenzahlung ab dem vierten Quartal und eine Reduktion der Kapitalausgaben um 20 Prozent. Gelsinger charakterisierte die finanzielle Lage als dramatisch, mit zu hohen Kosten und zu niedrigen Margen. Der Umsatz sei im vergangenen Jahr um 24 Milliarden Dollar gesunken, während die Mitarbeiterzahl um zehn Prozent gestiegen sei. Die jüngsten Geschäftszahlen untermauern die Problematik: Im letzten Quartal verbuchte Intel einen Verlust von rund 1,6 Milliarden Dollar.

Diese Entwicklungen ließen das Vertrauen der Anleger schwinden: Die Intel-Aktie erlitt nach Bekanntgabe der Quartalszahlen einen Einbruch von rund 19 Prozent im nachbörslichen Handel. Gelsinger hatte ursprünglich Besserung für die zweite Jahreshälfte versprochen, musste jedoch einräumen, dass die Situation schwieriger sei als erwartet.