Magdeburg hatte schon das Champagnerglas in der Hand, jetzt ist der Bau der Intel-Chipfabrik erstmal gestoppt. Ein Milliardenprojekt, das für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt ein echter Gamechanger sein sollte, liegt auf Eis.
Intel-CEO Pat Gelsinger verkündete die Entscheidung am Montagabend. Grund für die Verzögerung? Hohe Verluste. Intel steckt in der Klemme, und ein Sparprogramm trifft nun auch den geplanten Hightech-Campus in Deutschland.
30 Milliarden Euro und viele Hoffnungen
Ursprünglich war der erste Spatenstich für dieses Jahr geplant. Eine Investition von rund 30 Milliarden Euro sollte in den Bau der Fabrik fließen, die bis zu 3.000 Arbeitsplätze schaffen sollte.
Die Bundesregierung hatte großzügige Subventionen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro zugesagt, um das Vorhaben auf die Beine zu stellen.
Doch nun wird der Bau wohl erst in zwei Jahren beginnen – wenn überhaupt. Der Produktionsstart war für 2027 oder 2028 angesetzt, aber dieses Ziel rückt in weite Ferne.
„Wir müssen jetzt erstmal die Finanzen im Griff behalten“, erklärte Gelsinger nüchtern.
Ein harter Schlag für alle, die auf Magdeburg als neuen Halbleiter-Hotspot gesetzt hatten.
Chipkrise bremst aus
Dass Intel gerade in die Krise schlittert, kommt nicht von ungefähr. Die Nachfrage nach Chips ist weltweit eingebrochen, der Markt gesättigt. Große Lagerbestände und eine bröckelnde Halbleiternachfrage haben das Geschäft von Intel hart getroffen. Der Konzern steckt in roten Zahlen, und das ambitionierte Bauvorhaben in Deutschland fällt dem Sparzwang zum Opfer.
Dabei war die Entscheidung, in Magdeburg zu investieren, ein klarer Schachzug: Intel wollte sich in Europa stärker positionieren, weg von der Abhängigkeit asiatischer Märkte. Deutschland als Produktionsstandort für Hightech-Chips – das war der Plan. Doch die wirtschaftliche Realität macht einen Strich durch die Rechnung.
Was wird aus den Subventionen?
Während Magdeburg und die ganze Region auf den Baustart gewartet haben, bringt der Stopp auch die Politik in Bedrängnis. Bundesfinanzminister Christian Lindner reagierte prompt und forderte, die für Intel vorgesehenen Gelder anderweitig zu verwenden.
„Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden“, schrieb er auf X (ehemals Twitter).
Doch was bedeutet das für das gesamte Projekt? Die Milliardenhilfen waren eine klare Zusage der Regierung, um die Halbleiterproduktion in Europa voranzutreiben. Jetzt wird überlegt, wie man mit den Finanzmitteln umgeht – und ob Intel überhaupt nochmal zurückkommen wird. Ein Baustopp in dieser Größenordnung wirft viele Fragen auf.
Die Region hofft weiter
Magdeburg steht nun vor einer ungewissen Zukunft. Die Erwartungen an Intel waren hoch: Neue Arbeitsplätze, wirtschaftliche Belebung, internationale Sichtbarkeit. Viele hatten bereits darauf gehofft, dass Sachsen-Anhalt mit diesem Projekt als Standort für Hightech-Industrien durchstarten könnte.
„Das ist ein herber Rückschlag“, sagt ein regionaler Wirtschaftsvertreter.
„Wir hatten so viel investiert, um die Region attraktiver für Investoren zu machen. Jetzt müssen wir hoffen, dass Intel den Bau wirklich nur verschoben und nicht abgesagt hat.“ Die Region Sachsen-Anhalt hatte sich bereits als neuer „Silicon Saxony“ positioniert – dieser Traum liegt nun erstmal auf Eis.
Die Frage bleibt: Kommt Intel zurück?
Ob die Chipfabrik in Magdeburg wirklich noch gebaut wird, ist momentan völlig offen. Intel hat sich zwar nicht komplett von den Plänen verabschiedet, doch die Unsicherheiten im Markt und die wirtschaftliche Lage des Konzerns lassen Zweifel aufkommen.
Viele fragen sich nun, ob Deutschland als Standort für Hightech-Produktion überhaupt noch konkurrenzfähig genug ist, wenn selbst mit Milliarden-Subventionen Projekte ins Wanken geraten.
Für Intel selbst bleibt die Entscheidung logisch: Der Konzern muss sparen, und eine Milliardeninvestition kann man nicht aufrechterhalten, wenn das Geschäft lahmt. Doch für Magdeburg ist es eine herbe Enttäuschung.