04. Dezember, 2024

Unternehmen

Intel ohne Gelsinger: Warum die Aktie trotzt Chefwechsel steigt

Der überraschende Rücktritt von Intel-CEO Pat Gelsinger sorgt für Bewegung – nicht nur im Management, sondern auch an der Börse. Was hinter der Entscheidung steckt und welche Herausforderungen der Halbleiter-Riese nun meistern muss.

Intel ohne Gelsinger: Warum die Aktie trotzt Chefwechsel steigt
Der Rücktritt von Intel-CEO Pat Gelsinger kam auf Druck des Aufsichtsrats. Die Geduld mit der langsamen Umsetzung der Konzernwende war am Ende.

Plötzlicher Rücktritt nach Führungskonflikten

Am 1. Dezember hat Pat Gelsinger, CEO von Intel, sein Amt niedergelegt – ein Rücktritt, der weniger freiwillig als erzwungen wirkt. Laut Insidern wurde Gelsinger vom Aufsichtsrat zu dieser Entscheidung gedrängt, nachdem dessen Geduld mit der langsamen Umsetzung der versprochenen Wende aufgebraucht war. Gelsinger, der seit 2021 als Retter des einstigen Marktführers galt, konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Intel Announces Retirement of CEO Pat Gelsinger
Intel (Nasdaq: INTC) is an industry leader, creating world-changing technology that enables global progress and enriches lives. Inspired by Moore’s Law, we continuously work to advance the design and manufacturing of semiconductors to help address our customers’ greatest challenges. By embedding intelligence in the cloud, network, edge and every kind of computing device, we unleash the potential of data to transform business and society for the better. To learn more about Intel’s innovations, go to newsroom.intel.com and intel.com.

Die Führung übernimmt vorerst ein Duo: Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, die als Verantwortliche für mehrere Geschäftssparten aufrückt. Ihre Aufgabe ist nicht weniger als die Rettung eines angeschlagenen Giganten, der einst den Halbleitermarkt dominierte, heute jedoch unter massivem Konkurrenzdruck steht.

Trotz eines Kursanstiegs von knapp vier Prozent bleibt die Intel-Aktie 2024 tief im Minus – mit rund 50 Prozent Verlust seit Jahresbeginn.

Aktie im Plus: Hoffnung oder Strohfeuer?

An der Börse stieß die Nachricht auf eine unerwartet positive Reaktion. Die Intel-Aktie legte um knapp vier Prozent zu, ein kleiner Lichtblick für Investoren, die in den vergangenen Jahren starke Verluste hinnehmen mussten. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund die Hälfte ihres Wertes verloren, vom Hoch im April 2021 summieren sich die Verluste sogar auf zwei Drittel.

Quelle: Eulerpool

Doch was steckt hinter dem Kurssprung? Analysten sehen darin weniger eine Bewertung der aktuellen Lage als eine vorsichtige Hoffnung auf neuen Schwung durch eine veränderte Führung.

Viele Investoren hatten die langsame Erholung unter Gelsinger kritisch gesehen. Nun richten sich die Erwartungen auf einen potenziellen Nachfolger, der die nötigen Reformen schneller und konsequenter umsetzt.

Die Baustellen bei Intel

Gelsinger hinterlässt ein Unternehmen, das vor gewaltigen Herausforderungen steht. Seit Jahren verliert Intel Marktanteile – besonders an NVIDIA im Bereich Künstliche Intelligenz und an AMD im Geschäft mit PC-Prozessoren. Während Konkurrenten neue Märkte erschlossen, blieb Intel hinter den eigenen Ambitionen zurück.

Quelle: Eulerpool

Auch die internen Einsparungen brachten bislang wenig Entlastung. Der Konzern kündigte an, weltweit 15.000 Stellen zu streichen, etwa 15 Prozent der Belegschaft. Gleichzeitig wurde der Bau einer Chipfabrik in Magdeburg um zwei Jahre verschoben. Das Ziel, durch Innovationen wieder an die Spitze zu kommen, scheint derzeit in weiter Ferne.