Plötzlicher Rücktritt nach Führungskonflikten
Am 1. Dezember hat Pat Gelsinger, CEO von Intel, sein Amt niedergelegt – ein Rücktritt, der weniger freiwillig als erzwungen wirkt. Laut Insidern wurde Gelsinger vom Aufsichtsrat zu dieser Entscheidung gedrängt, nachdem dessen Geduld mit der langsamen Umsetzung der versprochenen Wende aufgebraucht war. Gelsinger, der seit 2021 als Retter des einstigen Marktführers galt, konnte die Erwartungen nicht erfüllen.
Die Führung übernimmt vorerst ein Duo: Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, die als Verantwortliche für mehrere Geschäftssparten aufrückt. Ihre Aufgabe ist nicht weniger als die Rettung eines angeschlagenen Giganten, der einst den Halbleitermarkt dominierte, heute jedoch unter massivem Konkurrenzdruck steht.
Aktie im Plus: Hoffnung oder Strohfeuer?
An der Börse stieß die Nachricht auf eine unerwartet positive Reaktion. Die Intel-Aktie legte um knapp vier Prozent zu, ein kleiner Lichtblick für Investoren, die in den vergangenen Jahren starke Verluste hinnehmen mussten. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund die Hälfte ihres Wertes verloren, vom Hoch im April 2021 summieren sich die Verluste sogar auf zwei Drittel.
Doch was steckt hinter dem Kurssprung? Analysten sehen darin weniger eine Bewertung der aktuellen Lage als eine vorsichtige Hoffnung auf neuen Schwung durch eine veränderte Führung.
Viele Investoren hatten die langsame Erholung unter Gelsinger kritisch gesehen. Nun richten sich die Erwartungen auf einen potenziellen Nachfolger, der die nötigen Reformen schneller und konsequenter umsetzt.
Die Baustellen bei Intel
Gelsinger hinterlässt ein Unternehmen, das vor gewaltigen Herausforderungen steht. Seit Jahren verliert Intel Marktanteile – besonders an NVIDIA im Bereich Künstliche Intelligenz und an AMD im Geschäft mit PC-Prozessoren. Während Konkurrenten neue Märkte erschlossen, blieb Intel hinter den eigenen Ambitionen zurück.
Auch die internen Einsparungen brachten bislang wenig Entlastung. Der Konzern kündigte an, weltweit 15.000 Stellen zu streichen, etwa 15 Prozent der Belegschaft. Gleichzeitig wurde der Bau einer Chipfabrik in Magdeburg um zwei Jahre verschoben. Das Ziel, durch Innovationen wieder an die Spitze zu kommen, scheint derzeit in weiter Ferne.