23. Januar, 2025

Unternehmen

Intel im Kampf um die Zukunft: Wie die Umstrukturierung das Ruder herumreißen soll

Der einstige Chipgigant Intel versucht mit einer umfassenden Restrukturierung den Anschluss an Konkurrenten wie NVIDIA und AMD wiederzufinden. Die Ausgliederung der Risikokapitalsparte Intel Capital markiert den nächsten großen Schritt. Doch ob die Strategie aufgeht, bleibt fraglich.

Intel im Kampf um die Zukunft: Wie die Umstrukturierung das Ruder herumreißen soll
Intel schreibt 2024 einen Verlust von 16,6 Milliarden US-Dollar und kämpft um Marktanteile gegen NVIDIA und AMD.

Intel verliert an

Einst war Intel der unangefochtene Marktführer im Chipsektor. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Konzern hat den technologischen Vorsprung gegenüber NVIDIA und AMD verloren und kämpft nun um Relevanz in einem sich schnell wandelnden Markt. Besonders im wichtigen Geschäftsfeld der Chips für Künstliche Intelligenz (KI) hinkt Intel hinterher.

Quelle: Eulerpool

Die Zahlen des letzten Jahres sprechen eine deutliche Sprache: Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete Intel einen Verlust von 16,6 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommt ein dramatischer Einbruch des Aktienkurses – ein Minus von 60 Prozent innerhalb eines Jahres. Besonders bitter war der Verlust des Platzes im Dow Jones-Index, der an den Konkurrenten NVIDIA ging.

Quelle: Eulerpool

Die Marktresonanz ist entsprechend kritisch. Analysten sehen Intel aktuell als einen angeschlagenen Giganten, der mit strukturellen Problemen kämpft.

Die Neuausrichtung: Fokus auf Kernbereiche

Die neue Interimsführung unter David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, die nach dem Abgang von Pat Gelsinger das Steuer übernommen hat, setzt die Restrukturierungsstrategie fort. Ziel ist es, die Effizienz des Unternehmens zu steigern und unprofitable Geschäftsbereiche auszulagern.

Die Risikokapitalsparte verwaltet über fünf Milliarden US-Dollar und soll ab 2025 als eigenständiger Fonds agieren.

Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Abspaltung der Minderheitsbeteiligung Altera sowie die geplante Eigenständigkeit der Sparte für Chipauftragsfertigung. Beide Bereiche sollen langfristig profitabler werden, auch wenn Analysten dies erst in fünf bis sechs Jahren erwarten.

Ein weiteres Beispiel ist die Kamerasparte Realsense, die offenbar nicht mehr ins Gesamtkonzept passt. Hier prüft Intel verschiedene Optionen, darunter den Verkauf oder die Schließung.


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Intel Capital wird eigenständig

Die jüngste Maßnahme betrifft die Risikokapitalsparte Intel Capital. Diese Einheit, die Vermögenswerte im Wert von über fünf Milliarden US-Dollar verwaltet, investiert in vielversprechende Startups und Technologien. Nun soll sie als eigenständiger Fonds agieren.

Laut Intel wird die Ausgliederung Intel Capital größere Autonomie und Flexibilität verschaffen, insbesondere bei der Gewinnung von externem Kapital. Intel bleibt jedoch Ankerinvestor und strebt eine langfristige strategische Partnerschaft mit dem Fonds an.

Interims-CEO David Zinsner sieht darin eine Win-Win-Situation: „Die Eigenständigkeit von Intel Capital schafft neue Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung und erweitert das Potenzial des Fonds, während Intel weiterhin von einer engen Zusammenarbeit profitiert.“

Ab der zweiten Jahreshälfte 2025 soll der neue Fonds operieren, voraussichtlich unter einem neuen Namen. Das bestehende Management-Team wird weiter für den Fonds tätig sein.

Markterwartungen und Analystenmeinungen

Die Intel-Aktie bleibt trotz allem unter Druck. Analysten sind vorsichtig optimistisch: Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 24,42 US-Dollar – etwa zwölf Prozent über dem aktuellen Kursniveau. Allerdings gibt es nur eine klare Kaufempfehlung, während die Mehrheit der Experten die Aktie zum Halten empfiehlt.

Von den insgesamt 27 bewerteten Analysten sprechen sich vier für einen Verkauf der Aktie aus. Diese Zurückhaltung zeigt, dass die Märkte skeptisch bleiben, ob Intel die notwendigen Veränderungen rechtzeitig umsetzen kann, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.

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