Im Zentrum einer hitzigen Debatte stehen derzeit die Inspektionszeiten bei Norfolk Southern, einem der großen Akteure im amerikanischen Schienenverkehr. Eine neue Anweisung besagt, dass für die Untersuchung eines jeden Waggons nicht mehr als eine Minute aufgewendet werden soll. Das Unternehmen betont jedoch, dass dies lediglich den gängigen Branchenstandard widerspiegele. Mitarbeiter sollen nicht mit Disziplinarmaßnahmen rechnen müssen, sofern sie dieses Ziel verfehlen. Seit einigen Jahren weisen Gewerkschaften auf die hastigen Inspektionen hin, die im Zuge der Stellenstreichungen – etwa ein Drittel der Arbeitsplätze ging verloren – und der Einführung eines schlanken Betriebsmodells entstanden sind. Karls Alexy, Sicherheitschef der Federal Railroad Administration, bekräftigte, dass die Inspektionszeiten bereits vor der Ankündigung von Norfolk Southern genau überwacht wurden. Die Behörde werde genau beobachten, wie das Unternehmen die neue Regelung umsetzt. Die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit im Schienenverkehr haben stark zugenommen, insbesondere nachdem ein Zug von Norfolk Southern im Februar letzten Jahres in East Palestine, Ohio, entgleiste, gefährliche Chemikalien freisetzte und einen Brand auslöste. Trotz Versprechen auf Reformen seien die Sicherheitsbilanzen der Branche in den letzten Jahren kaum verbessert worden. Ein zentrales Problem sei der Verlust erfahrener Arbeiter durch Personalabbau und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Dies führte dazu, dass viele neue, unerfahrene Mitarbeiter die entstandenen Lücken füllen mussten, wobei sicherheitsrelevante Aspekte noch erlernt werden müssen. Die Herausforderungen durch das schlanke Betriebsmodell sowie die Nachwirkungen der Pandemie stellen die Branche weiterhin vor erhebliche Probleme. Eine bemerkenswerte Wende in der Strategie zeichnete sich ab, als Norfolk Southerns Führungspersonen zunächst ankündigten, auf die Beschleunigung von Inspektionen zu verzichten. Doch die Anweisung zu einminütigen Inspektionen, die kurz nach der Amtsübernahme von Mark George als CEO erteilt wurde, steht im starken Kontrast dazu.