Die wirtschaftlichen Turbulenzen in der deutschen Werftindustrie nehmen eine neue, dramatische Wendung. Für die traditionsreichen Werften Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) und Nobiskrug, die unter dem Dach der Tennor-Gruppe von Lars Windhorst operieren, wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Dies wurde von den Amtsgerichten in Flensburg und Neumünster mitgeteilt, die Christoph Morgen und Hendrik Gittermann als vorläufige Insolvenzverwalter eingesetzt haben.
Aktuell machen sich die Anwälte ein Bild von der finanziellen Situation der beiden Unternehmen, die bereits in den vergangenen Jahren immer wieder durch wirtschaftliche Schieflagen und Unregelmäßigkeiten, etwa bei der Gehaltszahlung für die etwa 500 Mitarbeiter, aufgefallen sind. Der Standort Rendsburg ist sogar von der Abschaltung der Stromversorgung bedroht, was nur durch die laufenden Arbeiten an einem Schiff der Bundespolizei bis Donnerstag aufgeschoben wurde.
In der langen Geschichte der FSG hat die Werft mehrere Krisen erlebt und konnte sich stets durch neue Investoren wie den norwegischen Konzern Siem Industries retten. Die Übernahme durch Windhorsts Tennor-Gruppe ab 2019 brachte Hoffnung, jedoch auch neue Herausforderungen.
Obwohl die FSG mit der späteren Integration des Superjachtenbauers Nobiskrug eine prestigeträchtige Erweiterung erlebte, blieben die dringend benötigten neuen Aufträge größtenteils aus. Dazu kam das wirtschaftliche Desaster, als der Bund eine Förderzusage über 62 Millionen Euro für ein Projekt bei der FSG widerrief, da Eigenkapitalnachweise fehlten. Kritiken an Windhorsts Managementstrategie wurden laut und politischer Druck für einen Investorenwechsel nahm zu. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther äußerte kürzlich, dass eine Insolvenz auch einen Neuanfang darstellen könnte.