15. September, 2024

Wirtschaft

Insolvenz von FTI: Ein Marathon der Abwicklung

Insolvenz von FTI: Ein Marathon der Abwicklung

Der insolvente Reisekonzern FTI kämpft mit einer Schuldenlast von einer Milliarde Euro und steht vor der Abwicklung. Das Amtsgericht München hat nun das Insolvenzverfahren über die beiden Kerngesellschaften FTI Touristik und BigXtra Touristik eröffnet. Axel Bierbach, der Insolvenzverwalter, kündigt im Rahmen dieser Abwicklung 700 Mitarbeitern. Insgesamt sind rund 350.000 Gläubiger involviert, wobei die meisten von ihnen Pauschalreisende sind, die ihre Vorauszahlungen vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) zurückbekommen sollen.

Für die etwa 2.500 betroffenen Hotels, Reisebüros, Fluggesellschaften, Banken und den staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) sieht die Lage jedoch anders aus. Der Bund hatte dem drittgrößten europäischen Reisekonzern während der Corona-Pandemie rund 600 Millionen Euro geliehen. Eine genaue Bezifferung der Rückzahlungen an die Gläubiger ist derzeit unsicher.

FTI hatte im Juni Insolvenz angemeldet, da Kunden und Reisebüros zunehmend zögerlich bei Buchungen waren und Vertragspartner auf Vorkasse bestanden. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags waren nur etwa 30 Millionen Euro auf den Konten des Unternehmens. Mangels finanzieller Mittel für die obligatorischen Sicherungsscheine beim DRSF musste der Verkauf neuer Reisen eingestellt werden.

Trotz der schwierigen Situation konnten rund 60.000 Urlauber, die mit FTI unterwegs waren, ohne größere Probleme zurückkehren. Der Betrieb der Hotels, in denen heute noch 7.500 FTI-Mitarbeiter tätig sind, läuft uneingeschränkt weiter. Von den über 1.000 Mitarbeitern in Deutschland haben bereits 320 eine neue Stelle gefunden. Etwa 600 Mitarbeiter erhalten ihre Kündigung zum 1. September, während weitere 130 noch kurzzeitig beschäftigt bleiben, um bei der Abwicklung zu helfen. Zum Jahresende soll der Betrieb vollständig eingestellt werden.

Das Vermögen der FTI-Gruppe besteht vor allem aus 54 Hotels mit 12.000 Zimmern, die entweder im Besitz des Unternehmens sind oder langfristig geleast wurden. Diese Häuser sollen, bis auf eine Ausnahme, weiterbetrieben und verkauft werden. Es gibt bereits einige Interessenten, und die Verhandlungen sind teilweise fortgeschritten.

Mehrere Tochterunternehmen der FTI-Gruppe wurden bereits verkauft, darunter der Luxusreisenanbieter Windrose, das Service-Center Erf24 in Erfurt und das Online-Portal 5vorFlug. Die erste Gläubigerversammlung soll am 20. November in München stattfinden, wobei Bierbach erwartet, dass nicht viele Gläubiger anreisen werden, da die meisten Forderungen nicht hoch genug sind, um die Reise zu rechtfertigen.

Die gesamte Abwicklung wird laut Bierbach Jahre in Anspruch nehmen. Etwa 175.000 Reisende hatten ihre Reisen bereits ganz oder teilweise bezahlt, doch der Versuch, sie auf andere Veranstalter umzubuchen, scheiterte. Der DRSF wird den betroffenen Pauschalurlaubern mindestens die vorausgezahlten Beträge erstatten. Manche zusätzliche Buchungen wie Ausflüge werden nicht vom DRSF gedeckt und müssen beim Insolvenzverwalter angemeldet werden.

Kunden, die Einzelleistungen bei FTI gebucht haben, können ebenfalls ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden. Axel Bierbach appelliert aber an die Kunden, zunächst die etablierten Erstattungswege über den DRSF und Zahlungsdienstleister zu nutzen, um das Verfahren nicht zu verkomplizieren. Reisebüros müssen nun klären, wie Provisionsansprüche gehandhabt werden, wenn gebuchte Flüge nicht stattfanden und möglicherweise alternative Reisen verkauft wurden.