Börse
Insider kaufen: Wo Vorstände und Aufsichtsräte jetzt zugreifen
Vorstände und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen kaufen verstärkt eigene Aktien. Welche Deals auffallen und was Anleger daraus lernen können.
Vorstände und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen kaufen verstärkt eigene Aktien. Welche Deals auffallen und was Anleger daraus lernen können.
Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich im Höhenflug: Der DAX knackte kürzlich die Marke von 20.000 Punkten und legte auf Jahressicht um satte 19 Prozent zu. Doch hinter den glänzenden Indexzahlen verbirgt sich ein heterogenes Bild.
Während Unternehmen wie Siemens Energy Kursgewinne von über 300 Prozent feiern, kämpft BASF mit Verlusten von 40 Prozent.
In diesem Umfeld werfen auch Insider – Vorstände und Aufsichtsräte – einen kritischen Blick auf ihre eigenen Unternehmen. Ihre Transaktionen, die sie der Finanzaufsicht BaFin melden müssen, geben oft Hinweise darauf, wie diese Spitzenmanager die Entwicklung ihrer Firmen einschätzen. Im November war auffällig: Es wurde wieder verstärkt gekauft. Hier sind die spannendsten Deals.
Der Arzneimittelhersteller Dermapharm bleibt ein Paradebeispiel für Vertrauen in die eigenen Stärken. Gründer und Aufsichtsratschef Wilhelm Beier investierte im November rund 6,5 Millionen Euro in Aktien des Unternehmens. Der Fokus des Spezialisten für Generika und verschreibungspflichtige Medikamente liegt auf profitablen Nischenmärkten.
Dermapharm erwartet für das Gesamtjahr einen Umsatz von bis zu 1,21 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 315 Millionen Euro. Die Aktie hat in diesem Jahr dennoch 17 Prozent verloren, was auf den nachlassenden Corona-Boom zurückzuführen ist – das Unternehmen produzierte einst den Impfstoff für Biontech. Beiers Investitionen zeigen: Er sieht das Unternehmen auch ohne Pandemiegeschäft langfristig gut aufgestellt. Analysten geben ihm recht: Mit einem Kursziel von 49,50 Euro könnte die Aktie mittelfristig um 41 Prozent steigen.
Der Automobilzulieferer Schaeffler steht vor großen Herausforderungen: Schwache Margen, sinkende Nachfrage nach Teilen für Elektroautos und ein drastischer Stellenabbau prägen das Jahr 2024. Trotzdem hat Aufsichtsrat Siegfried Wolf über 1,7 Millionen Euro in Aktien investiert.
Die Schaeffler-Aktie, die im SDAX notiert ist, hat in diesem Jahr 24 Prozent verloren. Für langfristige Anleger bietet sie jedoch Chancen – wenn der Konzern die Transformation zur Elektromobilität schafft.
Die Deutsche Telekom zeigt 2024 eine bemerkenswerte Performance: Ein Plus von 40 Prozent seit Jahresbeginn macht sie zu einer der stabilsten Aktien im DAX. Trotzdem trennte sich Finanzvorstand Christian Illek im November von Papieren im Wert von 1,4 Millionen Euro.
Die Telekom profitiert vor allem von ihrem US-Geschäft mit T-Mobile, das starke Margen liefert. Analysten erwarten einen weiteren Kursanstieg auf bis zu 33 Euro. Dennoch bleibt fraglich, ob die Aktie nach der Rallye weiter zulegen kann.
Klaus-Peter Schulenberg, Chef des Ticket- und Konzertveranstalters CTS Eventim, hat eine Kursschwäche genutzt und über seine Stiftung Aktien im Wert von 800.000 Euro erworben. Eventim profitierte 2023 und 2024 stark von der Rückkehr großer Live-Events, geriet aber nach enttäuschenden Quartalszahlen unter Druck.
Die Aktie notiert aktuell bei 86 Euro, ein Plus von 38 Prozent seit Januar. Analysten schätzen das Zwölfmonatsziel auf 99,50 Euro, was weiteres Potenzial signalisiert. Trotz Schwankungen bleibt CTS Eventim ein solides Investment in die boomende Unterhaltungsindustrie.
Die Munich Re, einer der weltweit führenden Rückversicherer, zeigt sich als Fels in der Brandung. Drei Vorstandsmitglieder investierten im November 720.000 Euro in eigene Aktien. Trotz Belastungen durch Naturkatastrophen – etwa Hurrikan „Helene“ – liegt die Aktie 35 Prozent im Plus und nahe ihrem Rekordhoch.
Munich Re profitiert von steigenden Prämien und einer soliden Finanzbasis. Analysten schätzen die Aktie langfristig als sicher ein, auch wenn das Kurspotenzial bei einem Ziel von 526 Euro begrenzt ist. Für konservative Anleger bleibt sie eine attraktive Wahl.
Nach einem katastrophalen Start ins Jahr 2024 hat Siemens Energy die spektakulärste Erholung im DAX hingelegt. Die Aktie stieg um über 300 Prozent, nachdem der Konzern überraschend die Kosten für seine Windkraftsparte in den Griff bekam und neue Aufträge meldete.
Trotz des Kursanstiegs gibt es weiterhin Insiderkäufe. Vorstandsmitglied Matthias Rebellius investierte im Oktober in Siemens-Aktien, was auf langfristigen Optimismus hindeutet. Analysten raten ebenfalls mehrheitlich zum Kauf, obwohl die Aktie stark schwankt.
Die Aktie des Gebrauchtwagenhändlers Auto1 hat 2024 einen bemerkenswerten Aufstieg hingelegt – ein Plus von 113 Prozent seit Jahresbeginn. Dennoch trennte sich Mitgründer Hakan Koc im November von einem großen Aktienpaket im Wert von 64,5 Millionen Euro.
Auto1 kämpft mit Herausforderungen wie knappen Margen und steigenden Zinsen, die den Autohandel belasten. Analysten erwarten jedoch, dass das Unternehmen 2025 erstmals schwarze Zahlen schreibt, was weiteres Kurspotenzial eröffnet.
Großaktionär Ludwig Merckle trennte sich im November von Aktien im Wert von 85 Millionen Euro. Trotzdem erreichte die Aktie des Zement- und Baustoffherstellers Heidelberg Materials ein Rekordhoch. Sie hat in diesem Jahr bereits 53 Prozent zugelegt und profitiert von globalen Infrastrukturprojekten.
Analysten erwarten, dass die Kursziele erneut angehoben werden, wenn das Unternehmen seine starke Performance fortsetzt. Merckles Verkäufe könnten daher strategischer Natur sein, ohne auf Schwächen im Unternehmen hinzuweisen.
Die Aktivität von Insidern ist ein wertvoller Indikator für Investoren. Auch wenn ihre Käufe keine Garantie für Kursgewinne sind, zeigen sie oft, wo Unternehmen unterschätzt werden. Das Insiderbarometer, das aus den gemeldeten Käufen und Verkäufen berechnet wird, sendet weiterhin ein positives Signal.