Deutschland meldet weiter fleißig Patente an – doch das Tempo ist gedrosselt. Während Länder wie Südkorea oder die Schweiz beim Innovationszuwachs Tempo machen, stagniert die Entwicklung hierzulande. Das geht aus dem aktuellen Patent-Index 2024 des Europäischen Patentamts (EPA) hervor.
Mit 25.033 Patentanmeldungen im vergangenen Jahr liegt Deutschland weiterhin auf Platz zwei hinter den USA. Das klingt stark.
Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich: Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr betrug lediglich 0,4 Prozent. Und auf lange Sicht sieht es noch ernüchternder aus: Seit 2014 legten die Anmeldungen aus Deutschland nur um 0,9 Prozent zu – im europäischen Schnitt waren es 13,3 Prozent.
Bayern bleibt Innovationshochburg – doch internationale Konkurrenz holt auf
Zwar bleibt Bayern das innovationsstärkste Bundesland und behauptet sich mit knapp 28 Prozent aller deutschen Patente in der Spitzengruppe. Auch Konzerne wie Siemens, Bosch oder BASF halten die deutsche Flagge in der Top Ten der internationalen Anmelder hoch.
Aber: Die internationale Konkurrenz zieht vorbei. Die stärksten Patentanmelder sind nicht mehr europäische Traditionsunternehmen, sondern Technologiekonzerne aus Asien.
Samsung, Huawei und LG prägen inzwischen das Bild der globalen Patentlandschaft. In den dynamisch wachsenden Feldern – etwa der Batterieentwicklung, Halbleitertechnik und künstlichen Intelligenz – liegen asiatische Länder vorn. Südkorea konnte seine Anmeldungen 2024 um 4,2 Prozent steigern, China um 0,5 Prozent. Deutschland? Mit 0,4 Prozent kaum sichtbar.
Innovationspotenzial vorhanden – aber zu wenig Kommerzialisierung
"Patente sind der Rohstoff von morgen", sagt Niclas Morey vom EPA. Doch dieser Rohstoff muss genutzt werden. Und genau daran hapert es. In Deutschland fehlt oft der Weg von der Idee zur Skalierung.
Gerade in Schlüsselbereichen wie KI, grüner Energie und Halbleitern hinkt Deutschland hinterher. Zwar gibt es in diesen Sparten respektable Zuwächse – etwa 12,7 Prozent mehr Patente im Bereich Computertechnologie – doch reicht das nicht aus, um international wieder Boden gutzumachen.
Europa braucht ein neues Innovationsversprechen
EPA-Präsident Campinos mahnt: "Europa muss sein Innovations-Ökosystem krisenfest machen." Dazu gehören schnellere Verfahren, besserer Zugang zu Wagniskapital, steuerliche Anreize für forschende Unternehmen und vor allem: politische Verlässlichkeit. Deutschland kann Patente – aber es muss auch liefern.
Die Zahlen stimmen noch, aber der Trend zeigt in eine andere Richtung. Deutschland ist noch ein Vorreiter. Doch wenn die Innovationspipeline nicht bald breiter und schneller wird, dürfte dieser Status nicht mehr lange Bestand haben.
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